Weit entfernt von der nächsten Zivilisation steht ein Haus, das die Jahrzehnte überdauert hat und zahlreiche Bewohner kommen und gehen sah. So unterschiedlich diese Bewohner auch waren, sie alle haben auf irgendeine Weise versucht, die Welt um sich herum zu verstehen, ihren Platz darin zu finden und den daran gebundenen Vorstellungen gerecht zu werden.
Auf drei dieser Bewohner werfen wir einen ganz besonderen Blick:
Es beginnt im 18. Jahrhundert. Raymond, ein verzweifelter und verarmter Familienvater, ist gerade dabei, einen fatalen Fehler zu begehen und auf den Deal eines mysteriösen Architekten einzugehen. Dieser verlangt von dem Vater, dass er mit seiner Familie in ein Gebäude zieht, das erhaben auf einem Grashügel thront, aber erst noch gebaut werden muss. Als die Familie den Ort der Begierde letztlich erreicht, trauen sie ihren Augen kaum. Das Haus steht, ist komplett möbliert und es gibt Essen und Getränke im Überfluss. Es ist einfach zu gut, um wahr zu sein.
Einige Jahre später, die Gegend ist deutlich geschäftiger geworden, zieht ein anthropomorpher Nager in das Gebäude ein. Ihm wurde das Haus durch einen glücklichen Zufall überlassen, doch schon bald muss er neben einer Käfer-Plage auch mit einem verstörenden Pärchen kämpfen, das partout nicht aus dem Haus verschwinden will.
Und als Letztes lernen wir eine katzenähnliche Vermieterin kennen, die das Haus eigentlich renovieren möchte, jedoch nicht das nötige Kleingeld dafür besitzt.
© Netflix
Weihnachten ist vorbei, also reicht es auch mit der gemütlichen Stimmung. Dass es in den heimischen vier Wänden nicht immer so lustig und romantisch zugeht, wie es uns beispielsweise in „
Kevin – Allein zu Haus“ und „
Liebe braucht keine Ferien“ vorgegaukelt wird, zeigt Netflix’ neuestes Projekt.
„
The House“ heißt der als Anthologieserie getarnte Animationsfilm, der von der Technik und den verwendeten Materialien an „
Rote Robin“ erinnert und dank seiner düsteren Atmosphäre teilweise den Charme von „
Coraline“ versprüht. Zuschauer*innen, die sich an das Werk herantrauen, werden mit drei unterschiedlichen Geschichten belohnt, die zwar verschiedene Charaktere betreffen, aber doch so einiges gemeinsam haben. So streben alle Charaktere nach einem Platz in der Welt und alle Geschichten spielen sich in ein und demselben Haus nur zu verschiedenen Jahrzehnten ab.
Inszeniert wurden die darin erzählten Kurzgeschichten von verschiedenen Experten aus dem Stop Motion Bereich. So war beispielsweise die „
This Magnificent Cake!“-Schöpferin
Emma De Swaef für die Story mit dem verzweifelten Familienvater verantwortlich, was man an ihren typischen Filzfiguren erkennt. Die Katzengeschichte stammt aus der Feder von
Paloma Baeza, die bereits mit „
Poles Apart“ auch schon ein tierisches Stop Motion Abenteuer auf die Leinwand gebracht hat. Die Letzte des Trios,
Niki Lindroth von Bahr, hat die Story zu den Nagetieren beigesteuert, womit sie ihrem bisherigen Stil an Kurzgeschichten treu geblieben ist („
Schwimmbad“, „
Min börda“).
Lohnt sich, weil...
... dieses sonderbare Kleinod das Beste aus „Rote Robin“ und „Coraline“ vereint. Es gibt liebenswürdige Figuren, außergewöhnliche Stop Motion Technik und eine kleine Prise Grusel.
© Netflix
Originaltitel The House |
Schlagwort Stop Motion |
Genre Animation |
Produktion USA, GBR 2022 |
Laufzeit 97 Minuten |
Regie Niki Lindroth von Bahr, Paloma Baeza, Emma De Swaef |
Sprecher Helena Bonham Carter, Matthew Goode, Claudie Blakely |
FSK 12 |
verfügbar bei Netflix