Ein Mann beseitigt das Chaos, lässt eine Leiche verschwinden und zündet anschließend sein eigenes Haus an. Warum dieser Mann all das tut, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass er etwas Schreckliches erlebt haben muss, vor dem er jetzt mit aller Kraft zu fliehen versucht. Dieser Mann ist Stanton Carlisle (
Bradley Cooper). Nur mit dem Nötigsten im Gepäck setzt sich Stanton in einen Zug, der ihn nach Nirgendwo bringen soll. Als er an einer der vielen Stationen einen schillernden Wanderjahrmarkt entdeckt, wittert Stanton seine Chance. Clem (
Willem Dafoe), den Besitzer des Markts, hat Stanton mit seiner Art schnell um den Finger gewickelt. Was für ihn zunächst als Aushilfsjob als Mädchen für alles beginnt, wird für Stanton langsam aber sicher zur Fahrkarte nach ganz oben.
Während er der freigiebigen Wahrsagerin Zeena (
Toni Collette) bei ihren Auftritten hilft und sich der schönen Künstlerin Molly (
Rooney Mara) annähert, bringt Stanton Zeenas schnapsverliebten Mann Pete (
David Strathairn) bald dazu, ihm seine faszinierenden Taschenspielertricks beizubringen - bevor er sich dann gemeinsam mit Molly und Petes Fähigkeiten aus dem Staub macht.
Jahre später haben Stanton und Molly ganz New York City im Sturm erobert. Eine ausverkaufte Wahrsagershow jagt die nächste. Doch Geld und Ruhm verändern noch jeden Menschen. Als der sichtlich gelangweilte und machthungrige Stanton bei einem seiner Auftritte die schlagfertige und mysteriöse Psychiaterin Dr. Lilith Ritter (
Cate Blanchett) kennenlernt, ändert sich alles für ihn. Gemeinsam hecken die beiden einen Plan aus, um die Reichsten der Reichen aufs Korn zu nehmen.
Erst der Auftrag eines trauernden Magnaten (
Richard Jenkins) bringt das Kartenhaus zum Wanken. Hat sich Stanton verzockt? Und welchen Plan verfolgt Lilith mit ihren Séancen wirklich?
© Disney / 20th Century Studios
Seit vielen Jahren schon steht
Guillermo del Toro in Hollywood für Andersartigkeit, Komplexität und diesen gewissen Märchencharakter mit Gesellschaftsbezug, den viele Filme dieser Tage vermissen lassen. Trotzdem hat es einfach viel lange gedauert, bis ihn auch die Academy zu schätzen wusste: 2018 gewann del Toro gleich zwei Oscars für seine märchenhafte Romanze im Weltkriegssetting „
Shape of Water - Das Flüstern des Wassers“. Ein Trend, den auch „
Nightmare Alley“ fortsetzen kann?
Zumindest teilweise.
Vier mehr verdiente Nominierungen konnte der komplexe Noir-Thriller einfahren, dabei wären objektiv betrachtet eigentlich deutlich mehr potenzielle Awards Pflicht gewesen. Allein brillante Schauspielriege blieb komplett unbeachtet. Ein
Bradley Cooper, der als Protagonist der Geschichte mit jedem neuen Erzählakt eine unglaubliche Verwandlung durchmacht, hätte die Nominierung da ebenso verdient gehabt wie eine gewohnt vielschichtige
Cate Blanchett.
Letztlich ist „Nightmare Alley“ eben kein Film für die breite Masse. Allein die schmatzige Laufzeit von 150 Minuten dürfte in Kombination mit dem doch recht speziellen Thema zahlreiche Zuschauer abgeschreckt haben - auch wenn jeder zweite Superheldenfilm heutzutage sogar noch länger sitzt.
Lohnt sich, weil...
... „Nightmare Alley“ der sicherlich ungewöhnlichste Film Guillermo del Toros ist. Nach seinem Oscar-Erfolg „Shape of Water“ verabschiedet sich der Ausnahmekünstler kurz mal von seinen klassischen Monsterbildern - und macht den Menschen selbst endgültig zum wahren Bösen.
© Disney / 20th Century Studios
Originaltitel Nightmare Alley
| Schlagwort Taschenspielertricks
| Genre Thriller / Crime
| Produktion USA 2021
| Laufzeit 151 Minuten
| Regie Guillermo del Toro
| Darsteller Bradley Cooper, Cate Blanchett, Toni Collette
| FSK 16
| verfügbar bei Disney+