Die Handlung von White Lines

Zoe Walker kehrt ihrem beschaulichen Leben den Rücken, um auf Ibiza das Verschwinden ihres Bruders aufzuklären – ein gefährliches Unterfangen.


Kritik zu White Lines

Schnee im Sommer wurde noch nie so wörtlich genommen: Mit „White Lines“ spendiert uns „Haus des Geldes“-Showrunner Álex Pina einen extravaganten Hybrid-Thriller, der uns trotz Flugverbot und ausbleibender Urlaubszeiten in den kommenden Sonnenmonaten zumindest ein klein wenig Inselflair ins eigene Wohnzimmer bringt.

Im Mix aus investigativem Crime-Thriller, intrigantem Familiendrama à la „Der Denver-Clan“ und Selbstfindungstrip mit einer guten Prise „Skins“ hält sich die Geschichte einer traumatisierten Frau, die sich auf Ibiza mit dem rätselhaften Verschwinden ihres Bruders befassen will, in keiner einzigen Himmelsrichtung zurück. So ist vor allem die Vergangenheit in den strahlenden 90ern, in denen uns Sonnyboy und Das-Zeug-zum-Sektenführer-Brite Axel die Welt verspricht, geprägt von ausufernden Drogenpartys, wabernden Techno-Beats und ganz, ganz viel Sex. Die Serie heißt eben nicht ohne Grund „White Lines“, Ibiza - oder besser: Mallorca, denn hier wurde die Serie größtenteils abgedreht - wird in Álex Pinas neuer Show ohne zu zögern in Sodom und Gomorra verwandelt. Doch auch die Gegenwart, in der sich die inzwischen erwachsene Zoe zwischen Lügen, Verrat und Eitelkeiten langsam aber sicher einen Weg zur Wahrheit bahnt, hält sich in Sachen Nacktheit und Konsum reichlich wenig zurück - besinnungslose Orgien und Pilztrips inklusive.

Im Gegensatz zu seiner „Haus des Geldes“-Erfolgsgeschichte setzt Pina diesmal allerdings auf einen Mix aus britischen und spanischen respektive portugiesischen Darstellern, was sich vor allem auf sprachlicher Ebene niederschlägt. So werden große Teile des Dialogs im spanischen Original mit deutschen Untertiteln abgespult, was dem Echtheitsgrad und Realismus definitiv zu Gute kommt. Trotzdem darf man nicht den Fehler machen, und vorab eine etwaige „Haus des Geldes“-Kopie erwarten. „White Lines“ macht alles so unglaublich anders, weicht oftmals von den klassischen Sehgewohnheiten des gemeinen Netflix-Users ab und gibt sich vor allem optisch und inszenatorisch mehr als brillant. Schöne Menschen die uns die schönsten Seiten des Lebens präsentieren und letztens Endes doch so, so kaputt sind - „White Lines“ ist Kunst pur.