Alles im Leben von Jerry (
Ryan Reynolds) ist normal. Wenn er nicht gerade seiner Arbeit in einer Fabrik für Badewannen nachgeht, verbringt er seine Abende nur zu gern gemeinsam mit Hund und Katze in seiner kleinen aber feinen Wohnung über einer Bowlingbahn. Auf den zweiten Blick ist dann aber so gar nichts normal an Jerry: Seine Schizophrenie hat ihn schon so weit getrieben, dass Bosco und Mr. Whiskers mit ihm sprechen können. Ihr wisst schon: sein Hund und seine Katze.
Zwar hat ihm der Arzt bereits eine passende Arznei verschrieben, hat sich Jerry aber dazu entschlossen, die Pillen nicht zu nehmen. Ohne die Medizin ist sein Leben einfach so viel bunter!
So sind es ausgerechnet Bosco und Mr. Whiskers, die Jerry beim Thema Liebesleben auf die Sprünge helfen wollen. Seit Monaten hat er seine attraktive Kollegin Fiona (
Gemma Arterton) im Auge, traut sich aber einfach nicht, sie anzusprechen. Mit der Unterstützung seiner felligen Mitbewohner wagt er es eines Tages dann doch, Fiona nach einem Date zu fragen. Leider keine sonderlich gute Idee: Eine Reihe von tragischen Ereignissen mündet schließlich im brutalen Tod seiner Flamme. Zum Glück hat Jerry aber genug Platz im Kühlschrank, um die Beziehung mit Fiona liebevoll weiterzuführen...
© Ascot Elite Entertainment
Aus heutiger Sicht kaum überraschend, vor seiner „
Deadpool“-Zeit aber maximal undenkbar: Schon 2014 hat
Ryan Reynolds Frauenköpfe im Kühlschrank gesammelt! Als Bizarrokiller in der brillant düsteren Horror-Comedy „
The Voices“ hat sich Reynolds noch vor seinem
echten Marvel-Debüt („
X-Men Origins: Wolverine“ wollen wir kurz mal vergessen) erfolgreich von seinem Sonnyboy-Image verabschiedet. Während er zuvor höchstens mal im grün animierten Green Lantern-Suit mit seinem Image brechen konnte, stellte sein Part in
Marjane Satrapis maßlos unterschätzter Genreperle einen echten Wendepunkt dar.
So bunt, so schrill, so unschuldig all jene Szenen gestaltet sind, in denen Ryan ohne Medizin die Freuden des überdrehten Lebens genießt, so brutal, so schonungslos gestaltet sich dann die Realität. Besonders im letzten Drittel, wenn Jerry seine neue Freundin Lisa, gespielt von
Anna Kendrick, zum ersten Mal in seine Wohnung einlädt, bricht das schizophrene Kartenhaus in sich zusammen - und erinnert da nicht selten an die finstere Verzweiflung eines „
Trainspotting“.
Zwischen all dem ist natürlich das tierisch-menschliche Trio hier Dreh- und Angelpunkt des kruden Humors. Wie Engelchen und Teufelchen sitzen Bosco und Mr. Whiskers auf Ryans Schulter, um ihn durchs Leben zu führen und zu symbolisieren, in welcher Sinnkrise der eigentlich so gutmütige Durchschnittsbürger steckt.
Lohnt sich, weil...
... Freunde von moderner Genrekost, die kein Blatt vor den Mund nimmt und nichts auf Stilgrenzen gibt, mit „The Voices“ gleich ein ganzes Menü vorgesetzt bekommen. Herrlich schräg und bitterböse!
© Ascot Elite Entertainment
Originaltitel The Voices
| Schlagwort Kühlschrank
| Genre Komödie / Horror
| Produktion / Label USA / DEU 2014 / Ascot Elite Entertainment
| Laufzeit 103 Minuten
| Regie Marjane Satrapi
| Darsteller Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick
| FSK 16
| verfügbar bei Sky Ticket