Mary Anning lebt Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihrer kranken Mutter in dem Küstenort Dorset, wo sie die Abgeschiedenheit und teils menschenleere Gegend bevorzugt. Denn ihr Herz schlägt ausschließlich für urzeitliche Funde, die sie am Strand findet, präzise aufbereitet und entweder an die Touristen verkauft oder, sofern es sich um ein besonderes Exemplar handelt, an das British Museum entsendet.
Wie es zu dieser Zeit leider noch Gang und Gebe war, durfte sie als Frau nicht studieren, weshalb sie sich das paläontologische Wissen und die dafür notwendigen Fertigkeiten selbst beigebracht hat, und trotzdem zählt sie zu den Besten in ihrem Bereich, sodass sie weit über die Grenzen Dorsets bekannt sind. So ist es nicht verwunderlich, dass sich eines Tages der Gelehrte Roderick Murchison bei wegen einer Führung bei ihr meldet. Das ist aber nicht der einzige Grund, weswegen der Herr sie aufsucht – seine Frau Charlotte ist hochgradig melancholisch und soll sich hier an der Küste in der Obhut Marys sammeln, damit er in Ruhe seine Forschungsreise fortsetzen kann.
Da Mary eine lukrative Summe für ihre Dienste bekommt, willigt sie ein, ohne zu ahnen, dass Charlotte in ihr ein noch nie da gewesenes Lebensgefühl erweckt.
© Leonine Studios
Dass die Filmindustrie kontinuierlich im Wandel ist und schon längst das traditionelle Bild von heterosexuellen Beziehungen und typischen Frauenrollen über Bord geworfen hat beziehungsweise dieses anprangert, brauchen wir wohl nicht mehr zu Erwähnen. So sind „
Call Me By Your Name“, „
Porträt einer jungen Frau in Flammen“ und „
Brokeback Mountain“ nur drei Werke aus einer schier unzähligen Reihe an Filmen über gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen.
Auch Regisseur
Francis Lee hat sich damals für sein Regiedebüt „
God‘s Own Country“ eben diesem Thema verschrieben und erlangte so mit einem Schlag Bekanntheit in der Filmszene. Auch sein neuestes Werk „
Ammonite“, welches sich Sky Ticket nun unter den Nagel gerissen hat, taucht in die Welt der gleichgeschlechtlichen Liebe ein. Im Gegensatz zu seinem Erstlingswerk befasst sich Lee darin nun nicht nur mit der Liebe zwischen zwei Frauen, sondern auch mit der viktorianischen Epoche, in der eben dies einem tragischen Skandal gleichzusetzen war.
Als Vorlage für „Ammonite“ dienten Francis Lee die Memoiren der autodidaktischen Wissenschaftlerin
Mary Anning. Diese inszeniert er auf äußerst gefühlvolle und respektvolle Weise, ohne dabei allzu stark mit dem Zeigefinger auf bestimmte Personengruppen und fraglichen Einstellungen zu deuten oder gar in triefenden Kitsch abzuschweifen.
Es ist aber nicht allein Lees Werk, dass „Ammonite“ zu so einer starken Erzählung macht, natürlich sind es auch die unvorstellbaren Leistungen der Schauspielerinnen. Während Lee für sein Debüt nämlich noch weitestgehend unbekannte Schauspieler verpflichten konnte, ziert die Liste nun so große Namen wie
Kate Winslet („
Titanic“) und
Saoirse Ronan („
Little Women“).
Lohnt sich, weil...
... Francis Lee eine bewegende Liebesgeschichte erzählt, ohne dabei in triefendem Kitsch zu versinken. Übertroffen wird dies nur noch von den Schauspielerinnen.
© Leonine Studios
Originaltitel Ammonite |
Schlagwort Paläontologin Mary Anning |
Genre Drama / Biopic |
Produktion USA, GBR, AUS 2021 |
Laufzeit 120 Min. |
Regie Francis Lee |
Darsteller Kate Winslet, Saoirse Ronan, Gemma Jones |
FSK 12 |
verfügbar bei Sky Ticket