Einen zufriedenstellenden Abschluss für eine Geschichte zu finden, gehört zu den schwierigsten Aufgaben von Serienautoren. Schließlich kann ein unpassendes Ende die Meinungen zur gesamten Serie belasten – das wissen „Game of Thrones“-Fans nur zu allzu gut. Mit der heute erschienenen vierten Staffel hat nun auch „The Umbrella Academy“ ihr Finale erreicht, das in gerade einmal sechs Episoden erzählt wird. Doch reicht dies für ein würdiges Abschiednehmen von den etwas anderen „Superhelden“? Die Kritiker haben dazu ganz unterschiedliche Ansichten.
„The Umbrella Academy“ basiert auf den Comics von Gerard Way und Gabriel Bá und erzählt die Geschichte der Hargreeves-Geschwister, die als Kinder von einem exzentrischen Milliardär adoptiert und zu einer Superheldengruppe ausgebildet wurden. Jede Staffel der Serie dreht sich um eine neue, bevorstehende Apokalypse, die die Geschwister abwenden müssen – wobei sie sie allerdings gerne einmal versehentlich selbst auslösen.
Die vierte Staffel setzt sechs Jahre nach den Ereignissen der dritten Staffel ein. In einer alternativen Realität besitzen die Hargreeves keine Superkräfte mehr und versuchen nun, sich ein normales Leben aufzubauen.
Die positive Sichtweise
Liz Shannon Miller („Consequence“) ist der Meinung, dass die vierte Staffel trotz einiger Déjà-vu-Momente ein schnelles und oft unterhaltsames Ende bietet. Sie betont, dass die verkürzte Episodenanzahl der Staffel zugutekomme, da sie die Geschichte prägnant und ohne unnötige Ausschweifungen erzähle. Besonders gefallen ihr die neuen Charaktere wie David Cross als Sy Grossman und das schaurig-komische Duo Nick Offerman und Megan Mullally als Gene und Jean Thibedeau. Für Miller bleiben die familiären Dynamiken der Hargreeves das Herzstück der Serie. Obwohl einige Handlungselemente bekannt wirkten, glänze „The Umbrella Academy“ weiter durch ihre Charaktere und originellen Ideen.
Emily Garbutt („Total Film“) stimmt dem zu und hebt ebenfalls die neuen Charaktere sowie die Dynamik der Hargreeves-Geschwister hervor. Sie findet die Staffel allerdings manchmal etwas unzusammenhängend.
Heftige Kritik
David Opie („Paste Magazine“) sieht die finale Staffel deutlich kritischer. Für ihn ist das Ende der Serie ein „Gnadenakt“, der die zuvor aufgebauten Handlungsstränge nicht adäquat abschließe. Er bemängelt, dass die Charaktere in der zweiten Hälfte der Staffel das Interesse an der drohenden Apokalypse verlieren und sich in unwichtige Nebenhandlungen stürzen.
Besonders unzufrieden zeigt sich Opie mit der Art und Weise, wie die Serie ihre altbekannten Tanzsequenzen und das Surreale einsetzt – was diesmal nicht den gewünschten Effekt erziele. Auch die Einführung neuer Charaktere wie Jennifer und ihre Verbindung zu Ben empfindet er als misslungen.
Zwischen den Extremen
Jen Lennon („AV Club“) vergleicht die vierte Staffel mit einem wiederkehrenden Ohrwurm: Anfänglich unterhaltsam, dann nervig und schließlich wieder irgendwie angenehm. Sie kritisiert die übermäßige Exposition und die unzureichende Charakterentwicklung, findet aber dennoch Freude an den Interaktionen der Hargreeves-Geschwister und den skurrilen neuen Bösewichten Gene und Jean. Lennon bedauert, dass die Serie zu sehr auf Erklärungen setze und dabei die emotionale Tiefe der Charaktere vernachlässige.
Ed Power („Daily Telegraph“) beschreibt die Staffel als „erfrischend schrullig“ und vergleicht sie mit den Arbeiten von Wes Anderson oder den Coen-Brüdern. Er schätzt die exzentrische Natur von „The Umbrella Academy“ und findet, dass die Staffel stark mit skurrilen und unterhaltsamen Momenten beginnt. Power merkt an, dass die komplexe Mythologie der Serie sowohl ein Segen als auch ein Fluch ist, da sie Neueinsteiger abschrecken könnte, aber Fans begeistere.
Wer sich nun selbst ein Bild vom Finale von „The Umbrella Academy“ machen möchte, kann als Abonnent ab sofort einfach bei Netflix vorbeischauen, wo sich die komplette Serie streamen lässt.