Als ich „Everything Everywhere All at Once“ angeschmissen habe, hätte ich es eigentlich besser wissen müssen. Was will man schließlich von Filmemachern erwarten, die einen ganzen Film („Swiss Army Man“) über eine furzende Leiche drehen!
Aber ihr neuer Streifen konnte bei der diesjährigen Oscar-Verleihung ordentlich abräumen, also dürfte dieses Werk doch etwas gehaltvoller sein, oder nicht? An dieser Stelle möchte ich kurz einwerfen: Herzlichen Glückwunsch an Michelle Yeoh, Jamie Lee Curtis und Ke Huy Quan, die auch ausgezeichnet wurden. Doch ich suche jetzt noch nach den Gründen, wieso „Everything Everywhere All at Once“ sogar die Trophäe für den besten Film absahnen konnte.
Es lag mit Sicherheit nicht daran, dass sich die beiden Protagonistinnen Michelle Yeoh und Jamie Lee Curtis in einer Sequenz mit labberigen Bockwurst-Fingern liebkosen. Und mit Sicherheit lag es auch nicht an der gefühlt zehnminütigen Sequenz, in der sich Michelle Yeoh und Stephanie Hsu in Steine verwandeln und der Zuschauer gezwungen ist, den Dialog zu lesen. Womöglich ist das irgendein avantgardistisches Stilmittel gewesen, das ich einfach nicht zu schätzen weiß, aber für mich fühlte es sich eher wie ein Ausschnitt aus „2001: Odyssee im Weltall“ an.
Zeitweise dachte ich, der Oscar-Sieg sei vielleicht der Verdienst der Moral, die „Everything Everywhere All at Once“ zu vermitteln versucht. Tatsächlich hätte ich zum Schluss sogar das ein oder andere Tränchen verdrückt, wenn die Dans diesen Moment – und viele andere emotionale Ereignisse davor und danach nicht direkt wieder ins Lächerliche gezogen hätten.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, die Daniels können mit zu viel Gefühlsduselei einfach nicht umgehen und deshalb driften sie immer wieder in den Klamauk ab, so wie manche Menschen ihre Unsicherheit einfach versuchen wegzulächeln.
Na ja.. ich werde mich weiter auf die Suche begeben, was diesen Film zu einem Oscar-Hit macht, aber ich glaube nicht, dass ich eine Antwort darauf finde.