Meisterregisseur Ridley Scott kann sein Publikum zwar stundenlang in den Bann ziehen, doch manchmal muss selbst er sich der Realität stellen. Wenn sein „Napoleon“ ab dem 23. November über die deutschen Leinwände flimmert, werden die Zuschauer deshalb nicht ewig an den Kinosessel gefesselt sein. Mit einer Laufzeit von 158 Minuten gehört das Historienepos zwar nicht zu den kurzen Filmen, hätte aber durchaus länger ausfallen können. Martin Scorsese spendierte seinem „Killers of the Flower Moon“ immerhin gerade erst rund 3,5 Stunden.
Wie Scott gegenüber der BBC erklärte, achtet er beim Schneiden seiner Werke auf den „Hintern-Schmerz-Faktor“, der das Publikum nach etwa zwei Stunden langsam unruhig werden lässt. Wenn danach Sätze wie „Mein Gott, wir können erst in einer Stunde essen“ im Kinosaal fielen, sei der Film definitiv zu lang. In der Vergangenheit hatte Scott mit dieser Philosophie nicht immer ein glückliches Händchen, da beispielsweise „Königreich der Himmel“ in der Kinofassung zu stark eingedampft wurde, weshalb man hier möglichst immer zum deutlich verlängerten Director’s Cut greifen sollte.
Trotz seiner immensen Wirkung auf die Qualität des Werks enthält dieser dabei weniger neues Material als der schon länger ebenfalls geplante Director's Cut von „Napoleon“, der die Laufzeit des Films voraussichtlich auf stolze viereinhalb Stunden verlängert. Genug Spielraum also, um die Geschichte des französischen Herrschers und Feldherrn noch einmal deutlich zu vertiefen und auch die Beziehung zwischen Napoleon (Joaquin Phoenix) und Joséphine de Beauharnais (Vanessa Kirby) stärker in den Vordergrund zu rücken.
Wann der Director’s Cut veröffentlicht wird, steht noch nicht fest – nur das Wo ist kein größeres Geheimnis. Da Apple die Dreharbeiten zu „Napoleon“ maßgeblich finanziert hat, kommt hier der Streaming-Anbieter Apple TV+ zum Zug.