03.12.2021, von Tyler Süß
Bloß nicht hinsehen: „Wounds“ mit Armie Hammer
Ganz genau verstanden, was Armie Hammer und Co. hier so Garstiges beobachten mussten, das sie in den Wahnsinn getrieben hat, habe ich ehrlich gesagt nicht. Was ich aber safe weiß: Das Zeug kann gar nicht schmodderiger sein als dieses selten schwachsinnige Stück Horror-Unterhaltung.
Selbst der Regisseur scheint nach der Hälfte der Produktion etwa seinen Fehler bemerkt zu haben, Netflix sein neuestes Baby zu pitchen. Leider zu spät.
Ihr habt es hier zuerst gehört: Babak Anvari ist der neue M. Night Shyamalan. Für sein brillantes Erstwerk „Under the Shadow“ (ebenfalls bei Netflix) wurde Anvari noch bejubelt, verdientermaßen sogar mit einem BAFTA ausgezeichnet. Gespannt warteten Fachleute und Fans danach auf seinen nächsten Geniestreich - bei „Wounds“ liegt die Betonung allerdings eher auf dem Wörtchen Streich.
Viel zu sehr hat der gebürtige Iraner hier versucht, frech und hip zu wirken, dabei aber komplett vergessen, einer verständlichen Geschichte mit Sinn und Inhalt zu folgen. Auch der Cast hat offensichtlich gedacht, dass Anvari hier seine nächste Perle vom Stapel lässt. Sonst hätten umgarnte Talente wie Armie Hammer, Zazie Beetz oder Dakota Johnson sicherlich gar nicht erst zugesagt.
Grob umrissen geht's in „Wounds“ um Will (Hammer), einen attraktiven doch cholerischen Barmann aus New Orleans, dem ein Smartphone zum Verhängnis wird. Je mehr Zeit Will mit dem (so gar nicht) zufällig gefunden Handy verbringt, desto mehr scheint er sich von der Realität zu entfernen. Auch die Beziehungen mit seiner Freundin Carrie (Johnson) und dem attraktiven Bar-Stammgast Alicia (Beetz), die er heimlich auch außerhalb der Geschäftszeiten trifft, leiden zusehends unter dem Einfluss des Smartphones. Als Will einige Nachforschungen anstellt, wird ihm bewusst, dass er Teil eines studentischen Experiments ist, das Sekten und Dämonologie am lebenden Subjekt austestet...
Oder so ähnlich. Wie gesagt, wirklich klar ist hier locker niemandem, was in „Wounds“ vor sich geht. Nicht alle Geschichten müssen einem strahlend roten, kohärenten Faden folgen - wenn aber nichts und wieder nichts zusammenpasst, ist das lazy writing at its best. 2022 soll Anvaris neues Werk „I Came By“ mit George MacKay, Hugh Bonneville und Kelly Macdonald erscheinen. Hoffen wir mal, dass er dem Shyamalan-Vorbild treu bleibt und der „Die Legende von Aang“-Gurke ein „The Visit“ folgen lässt.
© Michele K Short / Netflix
Originaltitel Wounds | Schlagwort Telefonhorror | Genre Mystery / Horror | Produktion USA / GBR 2019 | Laufzeit 95 Minuten | Regie Babak Anvari | Darsteller Armie Hammer, Zazie Beetz, Dakota Johnson | FSK 16 | (leider) verfügbar bei Netflix
Selbst der Regisseur scheint nach der Hälfte der Produktion etwa seinen Fehler bemerkt zu haben, Netflix sein neuestes Baby zu pitchen. Leider zu spät.
Ihr habt es hier zuerst gehört: Babak Anvari ist der neue M. Night Shyamalan. Für sein brillantes Erstwerk „Under the Shadow“ (ebenfalls bei Netflix) wurde Anvari noch bejubelt, verdientermaßen sogar mit einem BAFTA ausgezeichnet. Gespannt warteten Fachleute und Fans danach auf seinen nächsten Geniestreich - bei „Wounds“ liegt die Betonung allerdings eher auf dem Wörtchen Streich.
Viel zu sehr hat der gebürtige Iraner hier versucht, frech und hip zu wirken, dabei aber komplett vergessen, einer verständlichen Geschichte mit Sinn und Inhalt zu folgen. Auch der Cast hat offensichtlich gedacht, dass Anvari hier seine nächste Perle vom Stapel lässt. Sonst hätten umgarnte Talente wie Armie Hammer, Zazie Beetz oder Dakota Johnson sicherlich gar nicht erst zugesagt.
Grob umrissen geht's in „Wounds“ um Will (Hammer), einen attraktiven doch cholerischen Barmann aus New Orleans, dem ein Smartphone zum Verhängnis wird. Je mehr Zeit Will mit dem (so gar nicht) zufällig gefunden Handy verbringt, desto mehr scheint er sich von der Realität zu entfernen. Auch die Beziehungen mit seiner Freundin Carrie (Johnson) und dem attraktiven Bar-Stammgast Alicia (Beetz), die er heimlich auch außerhalb der Geschäftszeiten trifft, leiden zusehends unter dem Einfluss des Smartphones. Als Will einige Nachforschungen anstellt, wird ihm bewusst, dass er Teil eines studentischen Experiments ist, das Sekten und Dämonologie am lebenden Subjekt austestet...
Oder so ähnlich. Wie gesagt, wirklich klar ist hier locker niemandem, was in „Wounds“ vor sich geht. Nicht alle Geschichten müssen einem strahlend roten, kohärenten Faden folgen - wenn aber nichts und wieder nichts zusammenpasst, ist das lazy writing at its best. 2022 soll Anvaris neues Werk „I Came By“ mit George MacKay, Hugh Bonneville und Kelly Macdonald erscheinen. Hoffen wir mal, dass er dem Shyamalan-Vorbild treu bleibt und der „Die Legende von Aang“-Gurke ein „The Visit“ folgen lässt.

Originaltitel Wounds | Schlagwort Telefonhorror | Genre Mystery / Horror | Produktion USA / GBR 2019 | Laufzeit 95 Minuten | Regie Babak Anvari | Darsteller Armie Hammer, Zazie Beetz, Dakota Johnson | FSK 16 | (leider) verfügbar bei Netflix