Wie ein Mahnmal ragt der Berliner Plattenbau mitten auf dem flachen Umland der Bundeshauptstadt empor. Was zu DDR-Zeiten ein prunkvolles Prestigeobjekt war, ist zu einem dahinsiechenden grauen Betonklotz verkommen, in dem die Bewohner in den Tag hineinleben. Während auf dem einen Stockwerk eine Nazi-Gruppe die Bewohner schikaniert, wird auf einem anderen Stockwerk sämtliches Mobiliar verheizt. Es wird dringend ein Hausmeister benötigt, der sich dieser scheinbar aussichtslosen Situation annimmt. Die Hoffnung liegt nun in Witwer Jaschek, der zusammen mit seinem Sohn Juri in den Gebäudekomplex einzieht.
Die Aussichten sind gut, denn Jaschek krempelt sofort seine Ärmel hoch und reinigt die Wasserrohre und Lüftungsschächte, entfernt den Pilz von den Wänden des Treppenhauses und repariert die Heizung.
Es ist aber nicht das Sichtbare, das die Bewohner und das Haus mehr und mehr verkommen lässt. Es ist etwas viel Finstereres, das sich an den Leiden der Bewohner nährt und das sich scheinbar in den Wänden des Baus befindet. Nun liegt es an Juri, die teils feindlich gestimmten Mieter zu überzeugen und zur Zusammenarbeit zu bewegen, denn sein Vater gerät immer tiefer in den zerstörerischen Sog des Hauses.
© Sky Deutschland / Lago Film / Reiner Bajo
Wenn man sich die derzeitige Serienlandschaft Deutschlands anschaut, so scheinen unsere Regisseure und Produzenten auf den Geschmack von Horrorserien gekommen zu sein. Den Anfang machte 2017 die deutsche Netflix-Produktion „
Dark“, die entgegen allen Vorstellungen zu einem absoluten Überraschungserfolg wurde. Danach folgte im Sommer 2020 der Sender ZDF mit seiner Zombie- / Seuchen-Apokalypse „
Sløborn“. Und nun will auch Sky mitspielen und hat die Haunted House-Serie „
Hausen“ auf den Weg gebracht, die jetzt auch endlich für die heimische Videothek verfügbar ist.
„Hausen“ ist eine sonderbare Horror-Serie, die zu Beginn ihre Schwächen hat, dann aber ziemlich schnell an Fahrt gewinnt und die Zuschauer*innen bis zum Schluss an die Couch fesselt. Ein Grund hierfür ist die Art und Weise, wie sich der Horror darin entfaltet. Die Schöpfer*innen
Thomas Stuber,
Anna Stoeva und
Till Kleinert haben nämlich auf typisch blutige Schlachtorgien und Effekt-Feuerwerk verzichtet und sich stattdessen ausschließlich auf die Atmosphäre fokussiert.
Als Inspiration dienten den drei Filmemacher*innen diverse gewagte, aber zugleich hoch gelobte Horrorstreifen. So erinnert nicht nur die Kamerafahrt, sondern auch die Besessenheit von Hausmeister Jaschek an
Stanley Kubricks „
Shining“. Das flackernde Neonlicht in den Fluren hingegen könnte genauso gut ein Teil von
Lars von Triers „
Hospital der Geister“ sein.
Neben den eindrücklichen Bildern, die übrigens von Thomas Stubers angestammten Kameramann Peter Matjasko aufgenommen wurden, sind es aber vor allem die Schauspieler
Tristan Göbel,
Charly Hübner,
Alexander Scheer und
Lilith Stangenberg, die dem Bauwerk und der sich darin entfaltenden Horror-Geschichte Leben einhauchen. „Hausen“ hat durchaus seine Schwächen, vor allem zu Anfang ist die Geheimniskrämerei fast schon zu viel des Guten und auch das kaputte Neonlicht strapaziert des Öfteren die Nerven. Doch wenn man das erst überstanden hat, entfaltet die Serie ihre volle Wirkung und die Zuschauer*innen werden nicht mehr so schnell von ihren Sesseln aufstehen.
© Sky Deutschland / Lago Film / Reiner Bajo
Originaltitel Hausen |
Schlagwort Haunted House |
Genre Horror |
Produktion / Label DEU 2020 / AV Visionen |
Laufzeit ca. 480 Minuten |
Regie Thomas Stuber |
Darsteller Charly Hübner, Tristan Göbel, Alexander Scheer |
FSK ab 16 |
erhältlich ab 14. Januar 2021