Wenn David Copperfield im Nachhinein über die Vergangenheit nachdenkt, so muss er sich eingestehen, dass er eine kurze, aber dennoch sehr schöne Kindheit durchlebt hat. Seine jungen Jahre verbrachte er nämlich bei seiner verwitweten Mutter und dem Hausmädchen Mrs. Peggotty. Das war wahrlich eine schöne Zeit, bis sich seine Mutter dazu entschied, erneut zu heiraten und sich dafür ausgerechnet den despotischen Unternehmer Mr. Murdstone ausgesucht hat.
Nicht selten gerieten die beiden aneinander, was letztlich auch dazu führte, dass ihn Mr. Murdstone in ein renommiertes Internat nach Großbritannien verfrachtete, was sich letztlich als eine Flaschenfabrik entpuppte, in der David zu körperlicher Schwerstarbeit gezwungen wurde. Es war eine beschwerliche Zeit, die der damals schmächtige Junge nicht nur mit viel Geschick überwunden hat, sondern der er obendrein auch die Freundschaft mit dem chronischen Pleitegeier Mr. Micawber verdankte.
Das war aber längst nicht die einzige Wendung in Davids Leben. Fortan sorgten zahlreiche Schicksalsschläge für ein stetes Auf und Ab, das ihn letztlich bis zu seiner exzentrischen Tante Betsey Trotwood und ihrem ebenso verschrobenen Untermieter Mr. Dick führte. Und selbst dort in dem feinen Herrenhaus war er nicht vor weiteren Abenteuern gefeit.
© Universal Pictures
Charles Dickens’ Erfolgsroman über das Auf und Ab David Copperfields wurde schon etliche Male für die Leinwand adaptiert, was aber nicht heißt, dass man es nicht noch einmal inszenieren könnte. Aktuell bekommt der Roman mit „
David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück“ nämlich die mittlerweile fünfte Neuinterpretation spendiert. Zuständig hierfür war niemand Geringeres als das Ausnahmetalent
Armando Iannucci, der vor allem den Cineasten ein Begriff sein sollte. Denn er ist schließlich der Regisseur von „
Kabinett außer Kontrolle“ und „
The Death of Stalin“, zwei Filme, die vor schwarzem Humor nur so triefen und die ihm die ein oder andere Auszeichnung sowie Nominierung eingebracht haben.
Auch „David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück“ hat Erfolgspotenzial, immerhin ist der Hauptdarsteller
Dev Patel („
Slumdog Millionär“) unter anderem für die Golden Globes nominiert, die am 28. Februar 2021 verliehen werden. Dass der neue Film von Armando Iannucci mehr als sehenswert ist, liegt aber nicht nur an Dev Patel, denn auch der restliche Cast ist durchweg stark besetzt, sodass wir uns unter anderem auch auf die zwei Stars
Tilda Swinton („
Grand Budapest Hotel“) und
Hugh Laurie („
Dr. House“) freuen dürfen.
Des Weiteren ist es die Art und Weise, mit der der Regisseur sich dem Dickens’ Roman widmet, die 600-seitige Geschichte in einen gerade einmal zwei Stunden umfassenden Film unterzubringen ist nämlich gar nicht so einfach. In episodischen Abschnitten erzählt Iannucci den Werdegang Copperfields, lässt ihn dabei unzählige Charaktere kennenlernen, die nur so vorbeizurauschen scheinen. Dadurch wird der Film schnelllebig und bietet somit kaum Spielraum für Langeweile. Und dann ist da auch noch der unverkennbare Humor Iannuccis, der auch in „David Copperfield - Einmal Reichtum und zurück“ nicht zu kurz kommt. Dabei macht sich Iannucci den durchaus humorvollen Ton in Dickens’ Roman zunutze und treibt diesen gelegentlich auf die Spitze, sodass man als Zuschauer*in sprachlos und fasziniert zugleich zurückbleibt.
© Universal Pictures
Originaltitel The Personal History of David Copperfield |
Schlagwort Charles Dickens |
Genre Drama |
Produktion / Label GBR / USA 2019 / Universal Pictures |
Laufzeit 119 Minuten |
Regie Armando Iannucci |
Darsteller Dev Patel, Tilda Swinton, Hugh Laurie |
FSK ab 6 |
erhältlich ab 11. Februar 2021