Als es die französische Schauspielerin und Stilikone Jean Seberg in die USA verschlägt, ist sie in ihrem Heimatland bereits ein Star. Doch die Schauspielerei ist für die selbstbestimmte und doch sehr feinfühlige Französin nicht erfüllend genug. Sie möchte in ihrem Leben etwas bewegen und scheint in den Menschenrechtsgruppierungen der afroamerikanischen Bevölkerung genau dies gefunden zu haben.
Während eines Fluges lernt sie den Black Panther-Aktivisten Hakin Jamal kennen, der sie sofort von seinen Beweggründen überzeugen und für seine Sache gewinnen kann. Sie unterstützt seine Gruppierung mit großzügigen Spenden und stellt sich offen auf die Seite der Afroamerikaner. Jedoch bleibt dies nicht ohne schwerwiegende Folgen für Jean Seberg, denn sie gerät zusehend in das Visier des FBI.
Als die Schauspielerin dann auch noch eine heißblütige Affäre mit Hakim anfängt, heftet sich der skrupellose und unnachgiebige FBI-Agent Jack Solomon an ihre Fersen und versucht die Ikone mit den fragwürdigen Methoden des Geheimdienstes zu brechen.
© EuroVideo
Erst vor Kurzem konnten Cineasten das einfühlsame wie tragische
Biopic der Hollywood-Koryphäe
Judy Garland bewundern, welches von
Rupert Goold inszeniert wurde. Dabei lag Goolds Fokus auf den letzten Jahren dieser Ikone, in denen sie noch einmal die Chance auf Ruhm hatte, jedoch letztlich den Tribut für jahrelange Drogen- und Alkoholexzesse zahlen musste. Ähnlich tragisch kommt nun auch das Drama „
Against All Enemies“ von
Benedict Andrews daher, welches von dem Leiden und Wirken der Schauspielerin und Stilikone Jean Seberg erzählt.
Seberg war eine grandiose Schauspielerin und wurde dank des Erfolgs von
Jean-Luc Godards „
Außer Atem“ zur Kultfigur der Nouvelle Vague. Das war jedoch nur eine Seite der Medaille, denn aufgrund ihrer Ansichten geriet sie auch in das Visier des FBI.
Jean Seberg war nämlich stets der Meinung, dass sie als Mensch mehr in der Welt bewegen konnte, also nur für Unterhaltung zu sorgen.
Sie wollte für Gerechtigkeit kämpfen und stand nach einer verhängnisvollen Begegnung mit einem Aktivisten der afroamerikanischen Black Panther-Bewegung für eben diese Bewegung ein. Nur hat sie damit auch die Aufmerksamkeit des FBI auf sich gezogen, welches mit allen Mitteln versuchte, die Gruppierung zu zerschlagen. Jean Sebergs Karriere, aber auch die ihrer engsten Vertrauten wurde kontinuierlich zerstört, bis die Schauspielerin letztlich daran zerbrach.
In „Against All Enemies“ liegt das Hauptaugenmerk eben genau auf diesen schwierigen Jahren, in denen Seberg von dem US-amerikanischen Geheimdienst verfolgt wurde. Dabei nahm sich Regisseur Andrews einige Freiheiten heraus und ließ Seberg tatsächlich eine Affäre mit dem Aktivisten der Black Panther-Bewegung haben. Diese wurde ihr damals mit der Hilfe des FBI angedichtet, jedoch nie wirklich bestätigt. Zudem lässt Andrews den zuständigen FBI-Agenten Jack Solomon, der hier übrigens von
Jack O’Connell verkörpert wird, eine Läuterung erfahren, die ebenfalls historisch nicht belegt ist. Diese Freiheiten mögen manch einem Cineasten, der hier ein authentisches Biopic erwartet hat, vielleicht unangenehm aufstoßen, verleihen dem „Jean Seberg“-Drama jedoch das gewisse Etwas.
Das einzige Manko in unseren Augen ist, dass die Darstellung von Jean Seberg viel zu kurz kommt, stattdessen versucht der Film auch die Nebenpersonen, wie eben den FBI-Agenten Solomon ausreichend zu charakterisieren. Dabei legt
Kristen Stewart, die in die Rolle Sebergs schlüpfen durfte, eine unvorstellbare Glanzleistung an den Tag und geht in ihrer Figur völlig auf.
© EuroVideo
Originaltitel Seberg |
Schlagwort Ikone des Nouvelle Vague |
Genre Drama, Thriller |
Produktion / Label USA, GBR 2019 / EuroVideo |
Laufzeit 103 Minuten |
Regie Benedict Andrews |
Darsteller Kristen Stewart, Jack O’Connell, Anthony Mackie |
FSK ab 12 |
erhältlich ab 28. Januar 2021