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Die Handlung von Mittagsstunde

Ingwer Feddersen hat es geschafft. Er konnte seinem langweiligen Heimatdorf Brinkebüll entkommen und verdient seine Brötchen nun als Dozent in Kiel. Nur leider muss sich Ingwer bald eingestehen, dass seine Ollen in der Heimat nicht länger alleine klarkommen. Während sein Vater Sönke sich Tag für Tag mit dem Rollator in seine Kneipe schleppt, um die immer weniger werdende Kundschaft dort zu bewirten, verschlechtert sich der Zustand von Mutter Ella zusehends und die an Demenz erkrankte Dame schleicht sich immer häufiger aus dem Haus.

Zwar gibt es eine Pflegekraft, doch irgendwie hat Ingwer das Gefühl, dass er allmählich selbst nach dem Rechten dort sehen muss. Nur leider wird sein Tatendrang nicht gerade mit Wohlwollen begrüßt. Kein Wunder, Ingwer hat mit seinem Vater noch so einige Probleme zu klären. Doch nebst des erschreckenden Zustands seiner Eltern wartet auf Ingwer in seiner Heimat noch eine ganz andere Überraschung – denn auch das Dorf ist in einem schlechten Zustand. Die einstige Schule ist geschlossen, auch sein geliebter Krämerladen existiert nicht mehr und von der geliebten Dorfeiche wollen wir gar nicht erst anfangen.


Kritik zu Mittagsstunde

Dank der Film- und Serienwelt bräuchten wir gar nicht in den Urlaub fahren, um andere Kulturen und Länder kennenzulernen. Selbiges gilt übrigens für die einzelnen Regionen Deutschlands und deren (teils) sonderbaren Gepflogenheiten. So wurde uns dank Kommissar Eberhofer bereits mehrfach das Leben in einem bayrischen Provinznest schmackhaft gemacht und nun scheint sich dieses Interesse auch gen Norden zu richten. Genauer gesagt ins beschauliche Nordfriesland, in dessen fiktiver Stadt Brinkebüll das deutsche Drama „Mittagsstunde“ spielt.

Einigen Leseratten dürfte dieser Titel bekannt vorkommen. Kein Wunder, denn der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Dörte Hansen. Eine schwierigere Romanvorlage hätte sich Lars Jessen, der schon über vierzehn Jahre immer mal wieder Folgen zur Hamburger Erfolgskrimiserie „Großstadtrevier“ beisteuern durfte, nicht vorknöpfen können. Aber seine Risikobereitschaft zahlt sich aus. Die Adaption „Mittagsstunde“ kann den Roman zwar nicht übertrumpfen, aber immerhin kann er ihm ansatzweise das Wasser reichen, was vor allem an seinem Hauptdarsteller liegt.

Jessen konnte sich nämlich für seine „Mittagsstunde“-Inszenierung das deutsche Film-Urgestein Charly Hübner sichern und dieser schafft es einfach mit seinen Blicken, seiner Haltung die Zweifel und Schuldgefühle durch den gesamten Film zu tragen, ohne sie auszusprechen. Und wenn wir gerade bei der Sprache sind: Natürlich darf in einem Film über Nordfriesland auch das typische Plattdeutsch nicht fehlen – zumindest in der Kinofassung gab es die Möglichkeit, zwischen einer Variante in Hochdeutsch oder einer in Plattdeutsch mit Untertiteln zu wählen. Lohnt sich, weil man mit einer solchen Romanvorlage und Charly Hübner als Zugpferd kaum etwas falsch machen kann.