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Die Handlung von Candyman

Im einstigen sozialen Chicagoer Brennpunkt Cabrini-Green spielte sich eines der tragischsten Ereignisse der Gesellschaft ab. Der junge Afroamerikaner Daniel Robitaille wurde aufgrund einer verbotenen Liebe mit einem weißen Mädchen von dessen Vater und seinen Schlägertypen durch das ganze Viertel gejagt. Er wurde mit einer rostigen Säge verstümmelt, mit Honig übergossen und letztlich von Millionen Bienen zu Tode gestochen.

Eine erschreckende Geschichte, die mit den Jahren zu einer Urban Legend wurde und immer wieder das Viertel heimsuchte, sofern man mutig genug war, den Namen Candyman fünfmal in den Spiegel zu sagen.

Auch wenn Cabrini-Green mittlerweile durch Gentrifizierung und Städtebaumaßnahmen zu einem Szeneviertel für junge Reiche und Künstler geworden ist, so droht sich der Candyman-Rachefeldzug zu wiederholen. Denn Künstler Anthony, der zusammen mit seiner Freundin, der Galeristin Brianna, in das Viertel gezogen ist, stolpert plötzlich auf diese Legende.

Ein gefundenes Fressen für Anthony, da er sich gerade in einer Schaffenskrise befindet und sich mit dieser Legende einen neuen beruflichen Aufschwung erhofft. Doch er hätte den Erzählungen der alteingesessenen Anwohner wohl mehr Glauben schenken sollen, denn was er mit seiner leichtsinnigen Kunst-Installation aufweckt, tränkt das Viertel erneut in Blut.


Kritik zu Candyman

Es gibt Horror-Filmreihen wie „Halloween“, die erst die zehnte Iteration erleben müssen, bevor sie endlich zu einem Ende geführt werden, und es gibt „Candyman“. Der Film „Candyman’s Fluch“ aus dem Jahr 1992 ist so bekannt wie ein bunter Hund und dabei gab es nebst dem Erstlingswerk gerade einmal zwei Fortsetzungen („Candyman 2 – Die Blutrache“, „Candyman 3 – Der Tag der Toten“).

Trotzdem haben sich Produzent (und Drehbuchautor) Jordan Peele („NOPE“) und Regisseurin Nia DaCosta (als Autorin für „The Marvels“ rekrutiert) gedacht, der Film braucht eine Neuauflage, die unmittelbar an den ersten Teil anknüpft. Irgendwie nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Jordan Peele seit seinem Debüt „Get Out“ dafür bekannt ist, Horror mit Kritik an der Gesellschaft zu verknüpfen und schon mehrfach mit dem amerikanischen Rassismus abgerechnet hat. An dieser Stelle brauchen wir wohl nicht zu erwähnen, dass Jordan Peeles Mitarbeit – egal in welcher Form – bereits ein Garant für Erfolg ist.

Und tatsächlich: „Candyman“ ist schlichtweg genial, kann aber für absolute Neulinge dieser Filmreihe teilweise zu überladen sein. Also verinnerlicht am besten nochmals „Candyman’s Fluch“, bevor ihr euch an Nia DaCostas Neuauflage wagt.

Yahya Abdul-Mateen II spielt den Protagonisten Anthony McCoy, der mit seiner Neugierde und in seiner Verzweiflung erneut den Cabrini-Green-Fluch entfesselt, und zwar mit so einer unheimlich starken Präsenz, dass es nicht verwunderlich ist, dass die ganz Großen Hollywoods ihn danach für „Matrix Resurrections“ und „Ambulance“ verpflichtet haben.

Das Highlight ist aber Tony Todd, DAS Gesicht des Candymans. Bislang war es stets Todd, der den fleischgewordenen Mythos in allen bisherigen Filmen verkörpert hat und auch im neuen „Candyman“ wird ihm diese Ehre wieder zuteil, auch wenn Abdul-Mateen II das ein wenig unterstützt.

Etwas habe ich aber doch noch anzukreiden: Für gerade einmal 91 Minuten Slasher-Entertainment werden in „Candyman“ eindeutig zu viele Zeitebenen durchgeackert. Vom Zuschauer wird also vollste Konzentration abverlangt. Lohnt sich, weil einem hiernach definitiv der Kopf schwirrt – in positivem Sinne. Aber was will man auch erwarten, wenn Jordan Peele als Autor und Produzent mitgewirkt hat.