Dass diese durchaus von hoher künstlerischer Qualität sind, hat zuletzt Oscarpreisträger Bong Joon-ho mit seinem Film „Parasite“ bewiesen, der als erster koreanischer Film überhaupt mit dem Oscar ausgezeichnet wurde. Aber auch deutlich abgedrehtere Produktionen versprechen einiges an Unterhaltung. Zeit also mal einen Blick auf den koreanischen Output zu werfen, der besonders beim Streaming-Riesen Netflix derzeit Einzug hält.
© Netflix
„Space Sweepers“, im Original auch „Seungriho“ genannt, ist Netflix' neueste Errungenschaft aus der koreanischen Filmschmiede und zeigt eine weitere Facette der Filmlandschaft dieses außergewöhnlichen Landes. Bei „Space Sweepers“ handelt es sich nämlich nicht um ein weiteres K-Drama oder einen äußerst brutalen Thriller, sondern um einen wunderbar abgedrehten Sci-Fi-Streifen des Regisseurs Jo Sung-hee.
Dieser spielt im Jahr 2092 und erzählt die Geschichte des Raumschiffes Victor und dessen Crew, die aus dem Piloten Tae-ho, der ehemaligen Piratin Jang, dem Mechaniker Tiger Park und einem neu programmierten Militärroboter namens Bubs besteht. Diese vier sind ein unschlagbares Team, wenn es darum geht, die unzähligen Müllberge einzusammeln, die in den tiefen Weiten des Universums umherschwirren. Als sie jedoch bei einer ihrer Aufräumaktionen auf einen humanoiden Roboter stoßen, der als Bombe genutzt wird, stehen dem Team ein paar chaotische Tage mit spritzigen Hetzjagden bevor.
Neben aufstrebenden koreanischen Schauspieler*innen, wie Song Joong-ki, Kim Tae-ri und Yoo Hae-jin, der dem Roboter Bubs seine Stimme leiht, wird übrigens auch der britische Schauspieler Richard Armitage, der in der „ Der Hobbit “-Trilogie den Zwergenkönig Thorin Eichenschild zum Besten gab, zu sehen sein.
Ein Genre scheint bei koreanischen Regisseuren besonders hoch im Kurs zu stehen und das sind die allseits beliebten Zombie-Thriller, von denen das Land schon so einige gute hervorgebracht hat. Einer der Meister in Sachen Zombiefilm ist definitiv Yeon Sang-ho, der Cineasten mit „Train to Busan“ und dem Nachfolger „Peninsula“ ordentlich schockierte. Doch auch das aktuell auf Netflix laufende Machwerk „#amLeben“ von Cho Il-hyeong kann sich durchaus sehen lassen.
Darin erleben wir, wie ein unbekannter, aber äußerst aggressiver Virus in Korea wütet und zahlreiche Opfer fordert. Von alle dem bekommt der Eigenbrötler und Computerfreak Oh Joon-woo erst etwas mit, als ihn seine Zocker-Kollegen auf eine Reportage in den Nachrichten hinweisen. Nur ist es leider schon zu spät und die Seuche hat auch seine Wohngegend erreicht. Oh Joon-woo entscheidet sich vorerst dazu, in seiner Wohnung zu verharren, doch wie lange wird er es darin aushalten können?
Sehr aufmerksamen Cineasten und Fans von Zombiefilmen könnte die Story von „#amLeben“ bekannt vorkommen, sollte man vorab die amerikanische Variante „Alone“ von Johnny Martin gesehen haben. Das liegt daran, dass der Drehbuchautor Matt Naylor für beide Filme das Skript beisteuerte. Während wir aber in „Alone“ einen auf Action fokussierten Film vorgesetzt bekommen, liegt das Augenmerk in „#amLeben“ mehr auf dem Charakter Oh Joon-woo und seinem Überlebenskampf, den der talentierte Schauspieler Yoo Ah-in hier übrigens mit Bravour zur Schau stellt.
Der Mystery-Thriller „Forgotten“ ist wohl einer der außergewöhnlichsten Filme, den Netflix momentan im Programm hat. Der Film von Regisseur Jang Hang-jun vermag es mit immer neuen Wendungen und unerwarteten Entdeckungen uns immer weiter zu verwirren und in dieses undurchsichtige Netz dieses spannenden Thrillers zu ziehen.
Jin-seok zieht zusammen mit seiner Familie in ein neues Haus. Da eines der Zimmer noch von dem Vorbesitzer zur Lagerung in Beschlag genommen wird, muss er sich ein Zimmer mit seinem älteren Bruder teilen, zu dem er aufsieht. Doch immer mehr unheimliche Ereignisse tragen sich in diesem Haus zu. So vernimmt Jin-seok ungewöhnliche Geräusche aus dem leeren und verschlossenen Zimmer und wird von schlimmen Albträumen heimgesucht. Als sein Bruder eines Tages entführt wird und nach einigen Tagen einfach wiederauftaucht, kommt Jin-seok einigen Ungereimtheiten auf die Spur, die ihn langsam an seinem Verstand zweifeln lassen. Nachdem er ein Telefonat seiner Mutter belauscht, in dem es um irgendeinen Plan geht, flieht er zur Polizei. Hier erfährt er, dass er statt 21 bereits 41 Jahre alt ist und sie statt 1997 bereits das Jahr 2017 schreiben.
So entwickelt sich „Forgotten“ mit jeder Minute zu einem immer verwirrenderen Geflecht aus Geheimnissen und Verstrickungen, die nicht nur den Protagonisten an der Echtheit der Ereignisse zweifeln lassen.
© Netflix
Noch mehr Mystery gibt es mit dem 2020er Film „The Call“ von Regisseur Lee Chung-hyun. Das Spielfilmdebüt basiert auf dem Film „The Caller - Anrufe aus der Vergangenheit“ und dreht sich um die 28-jährige Seoyeon, die sich zu ihrer kranken Mutter in ihr altes Zuhause begibt. Da sie ihr Handy im Zug verliert, greift sie auf ein altes Modell zurück, das sie im Haus findet.
Als sie eines Tages einen Anruf einer jungen Frau bekommt, denkt sich Seoyeon zunächst nichts dabei. Doch die Anrufe wiederholen sich und bald schon muss sie feststellen, dass sich die Person auf der anderen Seite der Leitung im selben Haus aufhält, wie sie, nur 20 Jahre früher. Zwischen den beiden gleichaltrigen Frauen entsteht eine Freundschaft und gemeinsam wollen sie sich unterstützen. So gelingt es der Anruferin aus der Vergangenheit tatsächlich den Tod von Seoyeons Vater zu verhindern und damit die gesamte Gegenwart zu verändern. Sie selbst wird jedoch weiterhin von ihrer Mutter, einer Schamanin, gequält und misshandelt. Die Leben der beiden Frauen verschlingen sich immer mehr ineinander und schon bald nimmt die Geschichte eine erschreckende Wendung.
Ähnlich mysteriöse Verstrickungen wie in „Forgotten“ und „The Call“ dürfen Cineasten auch in dem Sci-Fi-Actioner „Snowpiercer“ erwarten, der 2013 erstmals erschien und nun zum Repertoire des Streaming-Riesen Netflix gehört.
Um die Klimaerwärmung zu stoppen, wurde ein Experiment durchgeführt, das jedoch gehörig schief lief und den Planeten in eine Eislandschaft verwandelt hat. Die letzten Überlebenden konnten sich in einen Zug retten, der nun unaufhörlich über die Nordhalbkugel seine Kreise zieht. Doch in dem Zug geht es nicht mit rechten Dingen zu. Während eine kleine Gruppe an Menschen im vorderen Bereich im Wohlstand lebt, muss der Großteil der Überlebenden ein Dasein unter ärmsten Bedingungen fristen. Dies wollen Curtis Everett und sein Freund nicht länger erdulden und so hecken sie einen Plan aus, um die Spitze des Zugs zu erreichen.
In vielerlei Hinsicht handelt es sich hierbei um ein ganz besonderes Stück Filmgut, denn obwohl es definitiv ein Beitrag der koreanischen Filmindustrie ist, ist "Snowpiercer" doch in Wirklichkeit ein multikulturelles Potpourri. Es basiert auf den französischen Comics "Schneezug", besticht durch ein internationales Schauspiel-Ensemble, wozu unter anderem Chris Evans, Tilda Swinton und Octavia Spencer gehören, und wurde von keinem Geringeren als Regiewunder Bong Joon-ho inszeniert.
Dass koreanische Filme es auch im Bereich der Rache-Thriller gehörig in sich haben, hat spätestens Ausnahmeregisseur Park Chan-wook 2003 mit seinem Film „Oldboy“ zu Genüge bewiesen, der schon jetzt zu einem wahren Film-Klassiker avanciert ist. Doch auch neuere Produktionen zeichnen sich hier durch ein gutes Erfolgsrezept aus. „ The Villainess “ beginnt so mit einem wahren Schlachtfest, bei dem sich die weibliche Protagonistin Sook-hee mal eben auf brutalste und spektakulärste Weise durch fleischliche Massen metzelt. Doch bleibt es nicht nur beim Zelebrieren roher Gewalt, die der bereits als Kind zur Auftragskillerin erzogenen Sook-hee wohl im Blut steckt. Wir erfahren hier zudem auf mehreren Zeitebenen einiges über das Innenleben dieses Mädchens, das sich eigentlich nur nach Ruhe sehnt und auch vor der Liebe nicht gefeit ist.
So schafft es Regisseur Jung Byung-gil mehr als einen stumpfen Gemetzel-Film zu schaffen und verleiht „The Villainess“ ordentlich Tiefgang. Auch wenn hier einige thematische Anlehnungen an Filme, wie „ The Raid “, „ Nikita “ oder andere Rache-Thriller, zu finden sind, fiebern wir schlussendlich einfach mit dieser tragischen Kämpferin mit.
© Netflix
K-Pop erobert die Welt und ist mittlerweile auch außerhalb von Korea zu einem wahren Phänomen geworden, das die Massen begeistert. Neben GOT7, Big Bang und der wohl bekanntesten K-Pop-Sensation BTS steht derzeit die Girlgroup Blackpink unangefochten an der Spitze des koreanischen Musikmarktes. Als erste koreanische Band überhaupt durften sie sogar auf dem renommierten Musikfestival Coachella auftreten.
Die Dokumentation „Blackpink: Light Up the Sky“ zeigt den rasanten Aufstieg der vier jungen Damen Jisoo, Jennie, Rosé und Lisa, die sich unter dem Namen Blackpink zusammengetan haben. Mit einer Mischung aus englischem und koreanischem Gesang sowie eingebauten Rap-Parts und ausgefeilten Choreografien gelang ihnen der große internationale Durchbruch.
Wie viel Arbeit und Strapazen hinter diesem Erfolg stecken, zeigt nun die Netflix-Eigenproduktion, die jedoch einige der unschönen Seiten des koreanischen Musikbusiness gekonnt ausblendet. Dennoch ist „Blackpink: Light Up the Sky“ von großem Unterhaltungswert und vermag es nicht nur K-Pop-Fans zu begeistern, sondern auch einen interessanten Einblick in diese oberflächlich so sauber erscheinende K-Pop-Welt zu geben. Zumindest vor einem wippenden Fuß sind auch Laien auf diesem Gebiet nicht gefeit.
Mit „Wish You“ steht eine brandneue koreanische Produktion bei Netflix zur Verfügung, die die Herzen der LGBTQ*-Gemeinde sowie aller Boys Love-Fans höherschlagen lassen wird. Zunächst als achtteilige Web-Serie in Korea erschienen, kommt nun die Filmfassung auch zu uns nach Deutschland.
Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junger Keyboarder namens Yoon Sang-yi, gespielt von Lee Sang, der für ein Musiklabel arbeitet. Eines Tages stolpert er über einen Singer / Songwriter, gespielt von dem koreanischen Idol Kang In Soo, der den Musiker nicht nur mit seiner berührenden Musik, sondern auch mit seinem Äußeren bezaubert. Nachdem er sich zunächst nicht traut seinen heimlichen Schwarm anzusprechen, wird dieser plötzlich zum neuen Star des Musiklabels, für das Sang-yi arbeitet. Doch damit nicht genug, darf Sang-yi nun auch mit dem talentierten Musiker zusammenarbeiten und muss sogar bei ihm einziehen, um ein Auge auf ihn zu haben. Während es zwischen den beiden nicht nur musikalisch, sondern auch auf emotionaler Ebene funkt, stehen den beiden noch einige Schwierigkeiten bevor, denn Kang In Soo hat ein Geheimnis.
„Wish You“ ist der perfekte Film für alle, die schon von K-Dramen nicht genug bekommen können und auch gerne mal einen musikalischen Abstecher in den K-Pop-Bereich machen. Aber auch so beschert uns der Film jede Menge klopfender Herzen und ein spannendes Bangen bis zum Schluss.
Drama-Fans aufgepasst, denn das K-Drama ist auf dem Vormarsch und hat nicht nur jede Menge Emotionen im Gepäck, sondern auch etwas unkonventionelle und überraschende Handlungen.
Die junge Studentin Mi-su und der gerade aus der Jugendhaftanstalt entlassene Hyeon-u begegnen sich zufällig in einer Bäckerei, wo Hyeon-u als Teilzeitkraft arbeitet. Über die Zeit kommen sich die beiden immer näher. Doch das Glück ist den beiden nicht hold, denn als plötzlich ein alter Schulfreund von Hyeon-u auftaucht, wird er unbeabsichtigt in eine Schlägerei involviert und landet erneut in Verwahrung. Als sich die beiden nach Jahren wieder begegnen, ist es der letzte Tag bevor Hyeon-u seinen Wehrdienst antreten muss. Damit sie sich nicht wieder aus den Augen verlieren, richtet Mi-su ihm ein Email-Konto ein, leider vergisst sie dabei ihm auch das Passwort mitzuteilen.
„Tune in for Love“ ist eine rührende Liebesgeschichte in einem netten Retro-Setting der 90er Jahre, die vom Finden, Verlieren und Suchen der Liebe handelt. Denn es ist fast schon zum Verzweifeln, wie sich die beiden Liebenden immer wieder aus den Augen verlieren. Und wir bangen bis zum Schluss, dass Hyeon-u doch noch das richtige Passwort errät.
© Netflix
Der koreanische Regisseur und Oscarpreisträger Bong Joon-ho steht spätestens nach seinem Erfolgs-Hit „Parasite“ unangefochten an der Spitze der koreanischen Filmindustrie. Doch auch die internationale Filmbranche ist von dem Talent Bong Joon-hos überzeugt und so hat der Erfolgs-Regisseur nicht nur für seinen Film „Snowpiercer“, sondern auch in „Okja“ mit internationalen Stars zusammengearbeitet.
Neben der jungen koreanischen Hauptdarstellerin Ahn Seo-hyeon, sind daher in diesem dystopischen Abenteuerfilm auch Hollywood-Schauspieler*innen, wie Jake Gyllenhaal, Tilda Swinton und Paul Dano, vertreten.
„Okja“ erzählt von der wunderbaren Freundschaft eines kleinen koreanischen Mädchens mit einem riesigen, genmanipulierten Schwein, das eher an ein Nilpferd erinnert und den Namen Okja trägt. Dieses wurde von einem mächtigen internationalen Unternehmen gezüchtet, mit dem Ziel die Fleischproduktion zu revolutionieren. Um die perfekten Haltungsbedingungen zu ermitteln, wurden daher 26 dieser Tiere an Bauern auf der ganzen Welt verteilt. Okja ist zum großen Sieger dieses Experiments gekürt worden und soll nun in die USA überführt werden. Dies gilt es aber für die kleine Mija zu verhindern und auch die Animal Liberation Front setzt alles daran, die grauenhaften Taten des Unternehmens aufzudecken und die gequälten Tiere zu befreien.
„Okja“ ist ein weiteres düsteres und verstörendes Meisterwerk des koreanischen Kinos, das uns dystopische Zukunftsaussichten präsentiert und die skrupellosen Methoden der Fleischindustrie anprangert.
- Space Sweepers
- #amLeben
- Forgotten
- The Call
- Snowpiercer
- The Villainess
- Blackpink: Light Up the Sky
- Wish You
- Tune in for Love
- Okja
Space Sweepers
© Netflix„Space Sweepers“, im Original auch „Seungriho“ genannt, ist Netflix' neueste Errungenschaft aus der koreanischen Filmschmiede und zeigt eine weitere Facette der Filmlandschaft dieses außergewöhnlichen Landes. Bei „Space Sweepers“ handelt es sich nämlich nicht um ein weiteres K-Drama oder einen äußerst brutalen Thriller, sondern um einen wunderbar abgedrehten Sci-Fi-Streifen des Regisseurs Jo Sung-hee.
Dieser spielt im Jahr 2092 und erzählt die Geschichte des Raumschiffes Victor und dessen Crew, die aus dem Piloten Tae-ho, der ehemaligen Piratin Jang, dem Mechaniker Tiger Park und einem neu programmierten Militärroboter namens Bubs besteht. Diese vier sind ein unschlagbares Team, wenn es darum geht, die unzähligen Müllberge einzusammeln, die in den tiefen Weiten des Universums umherschwirren. Als sie jedoch bei einer ihrer Aufräumaktionen auf einen humanoiden Roboter stoßen, der als Bombe genutzt wird, stehen dem Team ein paar chaotische Tage mit spritzigen Hetzjagden bevor.
Neben aufstrebenden koreanischen Schauspieler*innen, wie Song Joong-ki, Kim Tae-ri und Yoo Hae-jin, der dem Roboter Bubs seine Stimme leiht, wird übrigens auch der britische Schauspieler Richard Armitage, der in der „ Der Hobbit “-Trilogie den Zwergenkönig Thorin Eichenschild zum Besten gab, zu sehen sein.
#amLeben
Ein Genre scheint bei koreanischen Regisseuren besonders hoch im Kurs zu stehen und das sind die allseits beliebten Zombie-Thriller, von denen das Land schon so einige gute hervorgebracht hat. Einer der Meister in Sachen Zombiefilm ist definitiv Yeon Sang-ho, der Cineasten mit „Train to Busan“ und dem Nachfolger „Peninsula“ ordentlich schockierte. Doch auch das aktuell auf Netflix laufende Machwerk „#amLeben“ von Cho Il-hyeong kann sich durchaus sehen lassen.
Darin erleben wir, wie ein unbekannter, aber äußerst aggressiver Virus in Korea wütet und zahlreiche Opfer fordert. Von alle dem bekommt der Eigenbrötler und Computerfreak Oh Joon-woo erst etwas mit, als ihn seine Zocker-Kollegen auf eine Reportage in den Nachrichten hinweisen. Nur ist es leider schon zu spät und die Seuche hat auch seine Wohngegend erreicht. Oh Joon-woo entscheidet sich vorerst dazu, in seiner Wohnung zu verharren, doch wie lange wird er es darin aushalten können?
Sehr aufmerksamen Cineasten und Fans von Zombiefilmen könnte die Story von „#amLeben“ bekannt vorkommen, sollte man vorab die amerikanische Variante „Alone“ von Johnny Martin gesehen haben. Das liegt daran, dass der Drehbuchautor Matt Naylor für beide Filme das Skript beisteuerte. Während wir aber in „Alone“ einen auf Action fokussierten Film vorgesetzt bekommen, liegt das Augenmerk in „#amLeben“ mehr auf dem Charakter Oh Joon-woo und seinem Überlebenskampf, den der talentierte Schauspieler Yoo Ah-in hier übrigens mit Bravour zur Schau stellt.
Forgotten
Der Mystery-Thriller „Forgotten“ ist wohl einer der außergewöhnlichsten Filme, den Netflix momentan im Programm hat. Der Film von Regisseur Jang Hang-jun vermag es mit immer neuen Wendungen und unerwarteten Entdeckungen uns immer weiter zu verwirren und in dieses undurchsichtige Netz dieses spannenden Thrillers zu ziehen.
Jin-seok zieht zusammen mit seiner Familie in ein neues Haus. Da eines der Zimmer noch von dem Vorbesitzer zur Lagerung in Beschlag genommen wird, muss er sich ein Zimmer mit seinem älteren Bruder teilen, zu dem er aufsieht. Doch immer mehr unheimliche Ereignisse tragen sich in diesem Haus zu. So vernimmt Jin-seok ungewöhnliche Geräusche aus dem leeren und verschlossenen Zimmer und wird von schlimmen Albträumen heimgesucht. Als sein Bruder eines Tages entführt wird und nach einigen Tagen einfach wiederauftaucht, kommt Jin-seok einigen Ungereimtheiten auf die Spur, die ihn langsam an seinem Verstand zweifeln lassen. Nachdem er ein Telefonat seiner Mutter belauscht, in dem es um irgendeinen Plan geht, flieht er zur Polizei. Hier erfährt er, dass er statt 21 bereits 41 Jahre alt ist und sie statt 1997 bereits das Jahr 2017 schreiben.
So entwickelt sich „Forgotten“ mit jeder Minute zu einem immer verwirrenderen Geflecht aus Geheimnissen und Verstrickungen, die nicht nur den Protagonisten an der Echtheit der Ereignisse zweifeln lassen.
The Call
© NetflixNoch mehr Mystery gibt es mit dem 2020er Film „The Call“ von Regisseur Lee Chung-hyun. Das Spielfilmdebüt basiert auf dem Film „The Caller - Anrufe aus der Vergangenheit“ und dreht sich um die 28-jährige Seoyeon, die sich zu ihrer kranken Mutter in ihr altes Zuhause begibt. Da sie ihr Handy im Zug verliert, greift sie auf ein altes Modell zurück, das sie im Haus findet.
Als sie eines Tages einen Anruf einer jungen Frau bekommt, denkt sich Seoyeon zunächst nichts dabei. Doch die Anrufe wiederholen sich und bald schon muss sie feststellen, dass sich die Person auf der anderen Seite der Leitung im selben Haus aufhält, wie sie, nur 20 Jahre früher. Zwischen den beiden gleichaltrigen Frauen entsteht eine Freundschaft und gemeinsam wollen sie sich unterstützen. So gelingt es der Anruferin aus der Vergangenheit tatsächlich den Tod von Seoyeons Vater zu verhindern und damit die gesamte Gegenwart zu verändern. Sie selbst wird jedoch weiterhin von ihrer Mutter, einer Schamanin, gequält und misshandelt. Die Leben der beiden Frauen verschlingen sich immer mehr ineinander und schon bald nimmt die Geschichte eine erschreckende Wendung.
Snowpiercer
Ähnlich mysteriöse Verstrickungen wie in „Forgotten“ und „The Call“ dürfen Cineasten auch in dem Sci-Fi-Actioner „Snowpiercer“ erwarten, der 2013 erstmals erschien und nun zum Repertoire des Streaming-Riesen Netflix gehört.
Um die Klimaerwärmung zu stoppen, wurde ein Experiment durchgeführt, das jedoch gehörig schief lief und den Planeten in eine Eislandschaft verwandelt hat. Die letzten Überlebenden konnten sich in einen Zug retten, der nun unaufhörlich über die Nordhalbkugel seine Kreise zieht. Doch in dem Zug geht es nicht mit rechten Dingen zu. Während eine kleine Gruppe an Menschen im vorderen Bereich im Wohlstand lebt, muss der Großteil der Überlebenden ein Dasein unter ärmsten Bedingungen fristen. Dies wollen Curtis Everett und sein Freund nicht länger erdulden und so hecken sie einen Plan aus, um die Spitze des Zugs zu erreichen.
In vielerlei Hinsicht handelt es sich hierbei um ein ganz besonderes Stück Filmgut, denn obwohl es definitiv ein Beitrag der koreanischen Filmindustrie ist, ist "Snowpiercer" doch in Wirklichkeit ein multikulturelles Potpourri. Es basiert auf den französischen Comics "Schneezug", besticht durch ein internationales Schauspiel-Ensemble, wozu unter anderem Chris Evans, Tilda Swinton und Octavia Spencer gehören, und wurde von keinem Geringeren als Regiewunder Bong Joon-ho inszeniert.
The Villainess
Dass koreanische Filme es auch im Bereich der Rache-Thriller gehörig in sich haben, hat spätestens Ausnahmeregisseur Park Chan-wook 2003 mit seinem Film „Oldboy“ zu Genüge bewiesen, der schon jetzt zu einem wahren Film-Klassiker avanciert ist. Doch auch neuere Produktionen zeichnen sich hier durch ein gutes Erfolgsrezept aus. „ The Villainess “ beginnt so mit einem wahren Schlachtfest, bei dem sich die weibliche Protagonistin Sook-hee mal eben auf brutalste und spektakulärste Weise durch fleischliche Massen metzelt. Doch bleibt es nicht nur beim Zelebrieren roher Gewalt, die der bereits als Kind zur Auftragskillerin erzogenen Sook-hee wohl im Blut steckt. Wir erfahren hier zudem auf mehreren Zeitebenen einiges über das Innenleben dieses Mädchens, das sich eigentlich nur nach Ruhe sehnt und auch vor der Liebe nicht gefeit ist.
So schafft es Regisseur Jung Byung-gil mehr als einen stumpfen Gemetzel-Film zu schaffen und verleiht „The Villainess“ ordentlich Tiefgang. Auch wenn hier einige thematische Anlehnungen an Filme, wie „ The Raid “, „ Nikita “ oder andere Rache-Thriller, zu finden sind, fiebern wir schlussendlich einfach mit dieser tragischen Kämpferin mit.
Blackpink: Light Up the Sky
© NetflixK-Pop erobert die Welt und ist mittlerweile auch außerhalb von Korea zu einem wahren Phänomen geworden, das die Massen begeistert. Neben GOT7, Big Bang und der wohl bekanntesten K-Pop-Sensation BTS steht derzeit die Girlgroup Blackpink unangefochten an der Spitze des koreanischen Musikmarktes. Als erste koreanische Band überhaupt durften sie sogar auf dem renommierten Musikfestival Coachella auftreten.
Die Dokumentation „Blackpink: Light Up the Sky“ zeigt den rasanten Aufstieg der vier jungen Damen Jisoo, Jennie, Rosé und Lisa, die sich unter dem Namen Blackpink zusammengetan haben. Mit einer Mischung aus englischem und koreanischem Gesang sowie eingebauten Rap-Parts und ausgefeilten Choreografien gelang ihnen der große internationale Durchbruch.
Wie viel Arbeit und Strapazen hinter diesem Erfolg stecken, zeigt nun die Netflix-Eigenproduktion, die jedoch einige der unschönen Seiten des koreanischen Musikbusiness gekonnt ausblendet. Dennoch ist „Blackpink: Light Up the Sky“ von großem Unterhaltungswert und vermag es nicht nur K-Pop-Fans zu begeistern, sondern auch einen interessanten Einblick in diese oberflächlich so sauber erscheinende K-Pop-Welt zu geben. Zumindest vor einem wippenden Fuß sind auch Laien auf diesem Gebiet nicht gefeit.
Wish You
Mit „Wish You“ steht eine brandneue koreanische Produktion bei Netflix zur Verfügung, die die Herzen der LGBTQ*-Gemeinde sowie aller Boys Love-Fans höherschlagen lassen wird. Zunächst als achtteilige Web-Serie in Korea erschienen, kommt nun die Filmfassung auch zu uns nach Deutschland.
Im Mittelpunkt der Handlung steht ein junger Keyboarder namens Yoon Sang-yi, gespielt von Lee Sang, der für ein Musiklabel arbeitet. Eines Tages stolpert er über einen Singer / Songwriter, gespielt von dem koreanischen Idol Kang In Soo, der den Musiker nicht nur mit seiner berührenden Musik, sondern auch mit seinem Äußeren bezaubert. Nachdem er sich zunächst nicht traut seinen heimlichen Schwarm anzusprechen, wird dieser plötzlich zum neuen Star des Musiklabels, für das Sang-yi arbeitet. Doch damit nicht genug, darf Sang-yi nun auch mit dem talentierten Musiker zusammenarbeiten und muss sogar bei ihm einziehen, um ein Auge auf ihn zu haben. Während es zwischen den beiden nicht nur musikalisch, sondern auch auf emotionaler Ebene funkt, stehen den beiden noch einige Schwierigkeiten bevor, denn Kang In Soo hat ein Geheimnis.
„Wish You“ ist der perfekte Film für alle, die schon von K-Dramen nicht genug bekommen können und auch gerne mal einen musikalischen Abstecher in den K-Pop-Bereich machen. Aber auch so beschert uns der Film jede Menge klopfender Herzen und ein spannendes Bangen bis zum Schluss.
Tune in for Love
Drama-Fans aufgepasst, denn das K-Drama ist auf dem Vormarsch und hat nicht nur jede Menge Emotionen im Gepäck, sondern auch etwas unkonventionelle und überraschende Handlungen.
Die junge Studentin Mi-su und der gerade aus der Jugendhaftanstalt entlassene Hyeon-u begegnen sich zufällig in einer Bäckerei, wo Hyeon-u als Teilzeitkraft arbeitet. Über die Zeit kommen sich die beiden immer näher. Doch das Glück ist den beiden nicht hold, denn als plötzlich ein alter Schulfreund von Hyeon-u auftaucht, wird er unbeabsichtigt in eine Schlägerei involviert und landet erneut in Verwahrung. Als sich die beiden nach Jahren wieder begegnen, ist es der letzte Tag bevor Hyeon-u seinen Wehrdienst antreten muss. Damit sie sich nicht wieder aus den Augen verlieren, richtet Mi-su ihm ein Email-Konto ein, leider vergisst sie dabei ihm auch das Passwort mitzuteilen.
„Tune in for Love“ ist eine rührende Liebesgeschichte in einem netten Retro-Setting der 90er Jahre, die vom Finden, Verlieren und Suchen der Liebe handelt. Denn es ist fast schon zum Verzweifeln, wie sich die beiden Liebenden immer wieder aus den Augen verlieren. Und wir bangen bis zum Schluss, dass Hyeon-u doch noch das richtige Passwort errät.
Okja
© NetflixDer koreanische Regisseur und Oscarpreisträger Bong Joon-ho steht spätestens nach seinem Erfolgs-Hit „Parasite“ unangefochten an der Spitze der koreanischen Filmindustrie. Doch auch die internationale Filmbranche ist von dem Talent Bong Joon-hos überzeugt und so hat der Erfolgs-Regisseur nicht nur für seinen Film „Snowpiercer“, sondern auch in „Okja“ mit internationalen Stars zusammengearbeitet.
Neben der jungen koreanischen Hauptdarstellerin Ahn Seo-hyeon, sind daher in diesem dystopischen Abenteuerfilm auch Hollywood-Schauspieler*innen, wie Jake Gyllenhaal, Tilda Swinton und Paul Dano, vertreten.
„Okja“ erzählt von der wunderbaren Freundschaft eines kleinen koreanischen Mädchens mit einem riesigen, genmanipulierten Schwein, das eher an ein Nilpferd erinnert und den Namen Okja trägt. Dieses wurde von einem mächtigen internationalen Unternehmen gezüchtet, mit dem Ziel die Fleischproduktion zu revolutionieren. Um die perfekten Haltungsbedingungen zu ermitteln, wurden daher 26 dieser Tiere an Bauern auf der ganzen Welt verteilt. Okja ist zum großen Sieger dieses Experiments gekürt worden und soll nun in die USA überführt werden. Dies gilt es aber für die kleine Mija zu verhindern und auch die Animal Liberation Front setzt alles daran, die grauenhaften Taten des Unternehmens aufzudecken und die gequälten Tiere zu befreien.
„Okja“ ist ein weiteres düsteres und verstörendes Meisterwerk des koreanischen Kinos, das uns dystopische Zukunftsaussichten präsentiert und die skrupellosen Methoden der Fleischindustrie anprangert.