Jährlich wird weltweit im Juni der Pride Month gefeiert. Ein Ereignis, das nicht nur den Stolz der LGBTQIA+-Community zeigt, die sich offen zu ihrer Sexualität bekennt, sondern darüber hinaus auch auf Missstände aufmerksam machen soll. Viel zu oft werden queere Menschen noch Opfer von Gewalt sowie Diskriminierung und auch der Kampf um Gleichberechtigung ist für sie ein anhaltender. Mit unserer Liste wollen wir einen Beitrag zum Pride Month leisten und die Vielseitigkeit der Liebe feiern. Hier also unsere Liste der neuesten Serien und Filme, die sich mit queeren Themen auseinandersetzen.
© Netflix
Die britische Comedy-Serie rund um Stand-Up-Comedian Mae Martin zeigt ihr Alter Ego in einem ständigen Struggle zwischen Beziehungsdilemma und ihrer Drogenvergangenheit. Nach einem Auftritt in einem Club lernt Mae George kennen und zwischen den beiden beginnt es sofort zu knistern. Für George ist es allerdings die erste Beziehung zu einer Frau und so hadert sie damit sich öffentlich vor ihrer Familie zu outen. Dies stürzt Mae zurück in eine Phase der Unsicherheit und Zweifel, was sie bald erneut zu Drogen greifen lässt. In einem Auf und Ab zwischen komischen und dramatischen Momenten versuchen die beiden ihre Beziehung zu retten und Mae beginnt nicht nur langsam, sich George gegenüber zu öffnen, sondern sich ebenfalls ihrer traumatischen Vergangenheit zu stellen.
Stand-Up-Comedian Mae Martin hat für die Netflix-Serie „Feel Good“ nicht nur das Drehbuch beigesteuert, sondern übernimmt auch selbst die Hauptrolle ihres Serien-Ichs. In der zwei Staffeln umfassenden Serie erwarten uns nicht nur äußerst witzige Momente, die größtenteils Mae Martins verrückter Art zuzuschreiben sind, sondern auch jede Menge Gefühl. „Feel Good“ zeigt darüber hinaus ein Problem auf, das viele queere Menschen teilen, die Schwierigkeiten haben, zu ihrer Sexualität und sich selbst zu stehen aus Angst vor den Reaktionen aus ihrem persönlichen Umfeld.
© Netflix
Die Netflix-Serie „Ein besonderes Leben“ befasst sich zugleich mit zwei sehr wichtigen und oftmals vernachlässigten Themen der queeren Szene. Im Mittelpunkt steht mit dem Protagonisten Ryan ein junger Mann, der nicht nur seine ersten sexuellen Erfahrungen macht, sondern außerdem auch lernen muss mit seiner körperlichen Behinderung umzugehen beziehungsweise diese zu akzeptieren.
Ryan leidet nach einer frühen Hirnschädigung an einer zerebralen Bewegungsstörung, doch davon lässt er sich nicht aufhalten und strebt nach einem freien und unabhängigen Leben als schwuler Mann. Dazu gehören nicht nur erste sexuelle Erfahrungen, sondern auch die ersten Gefühle sowie die Loslösung von seiner überfürsorglichen Mutter. Mutig schreitet Ryan voran, auch wenn ihm seine Unsicherheit oftmals Steine in den Weg legen, ganz zu schweigen von seinen körperlichen Einschränkungen.
Basierend auf der Autobiographie des Drehbuchautors und gleichzeitig auch Hauptdarstellers Ryan O'Connell erwartet uns bei „Ein besonderes Leben“ eine gefühlvolle und sensible Dramedy-Serie mit einem mehr als sympathischen Protagonisten auf der Suche nach der großen Liebe.
© Disney
„Love, Simon“ ist eine Coming-Of-Age-Geschichte wie sie im Buche steht, doch das sollte einen von dieser romantischen Teenie-Komödie nicht abschrecken. Der Film um den Protagonisten Simon Spier begeistert nicht nur mit Witz, sondern auch mit großen Gefühlen, wobei auch ein wenig Kitsch nicht fehlen darf.
Der Teenager Simon stammt aus einem stabilen Elternhaus, hat zwei enge Freunde, die ihn seit der Grundschule begleiten und auch ansonsten könnte es für Simon nicht besser laufen, würde er nicht eine riesige Last mit sich herumtragen. Simon ist schwul, doch davon soll niemand an der Schule etwas erfahren. Nachdem er jedoch auf der Seite der Schülerschaft von einem weiteren Jungen liest, der sich öffentlich outet wird seine Neugier geweckt und er tritt anonym mit diesem in Kontakt. Es kommt wie es kommen muss und Simon verliebt sich in den unbekannten Jungen. Doch wer steckt hinter dem Synonym Blue?
Wir kennen das Spiel, natürlich kriegt der eine hübsche Junge am Ende den anderen hübschen Jungen. Doch die Geschichte um Simon ist noch nicht vorbei. Inspiriert durch seinen Mut und sein Vorgehen will sich auch der junge Victor endlich zu seiner Homosexualität bekennen, die er erst noch ausloten muss. Dazu holt er sich den Rat von Simon, der ihn auf seinem schwierigen Weg unterstützt. Mit „Love, Victor“ hat der Erfolgsfilm um Simon Spier gleich noch eine Serien-Fortsetzung erhalten, die sich sehen lassen kann und nicht nur Teenie-Herzen bewegen wird.
© Netflix
„Alex Strangelove“ ist eine weitere Komödie, mit der Netflix in den Pride Month startet und dabei die Erfahrungen des Erwachsenwerdens und der damit verbundenen Erforschung der eigenen Sexualität im heutigen Zeitalter erkundet. Denn auch wenn die Gesellschaft bezüglich der LGBTQIA+-Szene deutlich aufgeklärter ist, erleichtert dies nicht unbedingt den Umgang mit der sexuellen Gesinnung.
In „Alex Strangelove“ versucht der Titelheld Alex Truelove verzweifelt, seine Jungfräulichkeit an seine Freundin Claire zu verlieren. Doch eines Tages trifft er auf einer Party den schwulen, gut aussehenden Elliot, der Alex total den Kopf verdreht und in ihm noch nie da gewesene Gefühle weckt. Doch damit ist er nicht allein, denn immer mehr seiner Mitschüler*innen identifizieren sich mit der LGBTQIA+-Community.
Die Komödie wirkt wie ein Disney-Film, der auf positive Weise aus der Reihe tanzt, indem die darin vorkommenden Jugendlichen nicht nur sprachlich gerne mal entgleisen, sondern auch ganz öffentlich und ungezwungen über ihre Sexualität diskutieren. Die Idee und Umsetzung kommt übrigens von Regisseur Craig Johnson, der die Geschichte von Alex entsprechend seiner eigenen Coming-Out-Erfahrung geschrieben und diese in das heutige, deutlich aufgeklärtere Zeitalter transportiert hat.
© Netflix
Mit dem romantischen Drama „Your Name Engraved Herein“ befinden wir uns einmal in einem ganz neuen Setting abseits des bekannten amerikanischen Teenie-Films über die erste Liebe. A-han und Birdy sind zwei junge Studenten einer katholischen Jungenschule im Taiwan der 1980er Jahre. Das Land befindet sich im Umbruch, doch Homosexualität ist weiterhin ein Tabu. Inmitten dieser chaotischen Zeit beginnt eine zarte Liebe zwischen den beiden Jungen, die jedoch von familiären Zwängen und einer ausgeprägten gesellschaftlichen Homophobie bedroht wird. Mit der Öffnung der Schule für Mädchen kommen zudem neue Herausforderungen auf die beiden Protagonisten zu, die zu neuen Liebschaften führen und die beiden weiter auseinander treiben. Doch trotz der anhaltenden Widerstände halten A-han und Birdy an ihrer innigen Verbindung fest.
„Your Name Engraved Herein“ ist ein gefühlvolles Drama voller Leidenschaft und Verzweiflung, das mit den beiden Hauptdarstellern Edward Chen und Tseng Jing-Hua zwei äußerst talentierte und einfühlsame Charaktere präsentiert und einen ganz neuen Weg im asiatischen Kino beschreitet. So ist der Film eine nette Abwechslung zu all dem Hollywood-Kitsch, der neben einer zarten Liebe auch die gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen in den Vordergrund stellt.
© Universal Pictures
Während sich viele Filme in unserer Pride-Month-Liste mit modernen Coming-out-Geschichten befassen, die teils auf persönlichen Erfahrungen der Regisseur*innen und Autor*innen beruhen, widmet sich „The King's Speech“-Regisseur Tom Hooper dem LGBTQIA+-Thema auf historische Weise - mit einem Biopic der erstaunlich mutigen Lili Elbe. In den 1920ern und 1930ern war Homosexualität eine Obszönität, die strafrechtlich verfolgt wurde, und auch der Begriff Transgender gehörte noch längst nicht zum Standard-Vokabular der Bevölkerung. In dieser engstirnigen Gesellschaft wuchs die Künstlerin Lili Elbe auf, eine Pionierin der queeren Szene, die eigentlich nur ihr persönliches Glück finden wollte. Denn Lili Elbe wurde als Einar Wegener geboren und entschied sich allen Widrigkeiten zum Trotz für eine Geschlechtsumwandlung.
Diese unglaubliche, zutiefst bewegende und zugleich ermutigende Geschichte fand 2015 mit Hoopers Film „The Danish Girl“ den Weg auf die großen Leinwände und tummelt sich nun anlässlich des Pride Months im Angebot des Streaming-Riesen Netflix. Der Film wurde bei der Oscar-Verleihung 2016 mit drei Nominierungen bedacht. So hätte Eddie Redmayne, der nicht nur die Rolle des Einar Wegener, sondern auch die der Lili Elbe übernahm, in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ einen Oscar bekommen können. Deutlich mehr Glück hatte hingegen Alicia Vikander, die in „The Danish Girl“ die verständnis- und aufopferungsvolle Ehefrau der transsexuellen Malerin spielte. Sie konnte den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ einheimsen.
Ebenfalls passend zum Pride Month findet sich im Repertoire von Amazon Prime Video der äußerst amüsante Film „Pride“, der trotz seiner sozialkritischen Thematik nichts an Feel-Good-Vibes einbüßt.
„Pride“ spielt nämlich während einer Zeit, in der die konservative Politikerin Margaret Thatcher das Sagen hat. Vor allem die Bergarbeiter fallen dieser Regierung zum Opfer, weshalb viele Bergbau-Städte und deren Bewohner in den Streik gehen, um gegen die Schließung und Privatisierung der Zechen vorzugehen. Diesem Streik will sich auch eine andere Minderheit anschließen, die sich dadurch Besserung für ihre eigene Situation erhofft. Die Rede ist von den homosexuellen Mitgliedern der britischen Gesellschaft, genauer gesagt die vom Aktivisten Mark gegründete LGSM-Bewegung (Lesbians and Gay Support the Miners). Seine Idee trifft jedoch nicht gerade auf Gegenliebe, weder bei den Bergbauarbeitern noch bei den Menschen aus seiner Vereinigung. Doch Mark bleibt beharrlich.
„Pride“ ist ein Film von Matthew Warchus, der auf wahren Begebenheiten beruht und neben einem außergewöhnlichen Akt der Solidarität, der Vorurteile auf beiden Seiten auszumerzen beginnt, auch die Geschichte des jungen Fotografen Joe erzählt, der auf diese Weise sein Coming-out erlebt. Der Film besticht dabei nicht nur durch seine Leichtigkeit, die uns britische Regisseure immer wieder aufs Neue präsentieren, sondern auch durch den Cast, der neben den beiden Jungstars Ben Schnetzler und George MacKay auch Größen wie Bill Nighy, Andrew Scott und Imelda Staunton zeigt.
© Sony Pictures
Das romantische Drama „Call Me By Your Name“ ist nicht nur einer unserer absoluten Favoriten in diesem Bereich, sondern darf auch in unserer Liste zum Pride Month definitiv nicht fehlen. In dem Film von Luca Guadagnino geht es nämlich um die abenteuerliche Liebe zwischen dem 17-jährigen Elio Perlman und einem Studenten.Es ist Sommer und das heißt, der amerikanische Archäologe Professor Perlman, empfängt in seiner toskanischen Villa wieder einen Doktoranden, der ihn für sechs Wochen bei seinen Arbeiten unterstützen soll. Dieses Mal fällt die Wahl auf den 24-jährigen Oliver, der sich nicht nur als äußerst tüchtig und eloquent erweist, sondern der vor allem in dem 17-jährigen Elios völlig neue Gefühle weckt. Schon bald verliert Elios das Interesse an der gleichaltrigen Marzia und stürzt sich Hals über Kopf in ein Abenteuer, bei dem er Oliver immer näher kommt.
„Call Me By Your Name“ ist ein außerordentliches Werk, das nicht ausschließlich durch seine Thematik fasziniert, sondern vor allem durch das authentische Zusammenspiel der beiden Schauspieler Timothée Chalamet und Armie Hammer, die hier in die Rollen der beiden sich näher kommenden jungen Männer Elio und Oliver schlüpfen. Der Jungstar Timothée Chalamet wurde für seine Darbietung sogar bei der Oscar-Verleihung 2018 mit einer Nominierung als bester Hauptdarsteller bedacht. Insgesamt gab es für „Call Me By Your Name“ vier Oscar-Nominierungen, von der sogar eine (die für das beste adaptierte Drehbuch) in dem Gewinn der goldenen Statue resultierte.
© Alamode Film
Kommen wir nun zu einem der Filme in unserer Liste, in denen es um die enge emotionale Beziehung zwischen zwei Frauen geht. Auf Amazon Prime Video befindet sich derzeit das Drama „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ von Regisseurin Céline Sciamma.
Der Film spielt im Frankreich des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte der jungen Künstlerin Marianne, die das Porträt einer jungen Dame namens Héloïse zeichnen soll. Dieses Bild ist jedoch für den Verlobten gedacht, mit dem Héloïse zwangsverheiratet werden soll. Dementsprechend hält sich ihre Freude über das künstlerische Projekt in Grenzen. Damit dies aber dennoch zustande kommt, muss sich Marianne als Begleitung der wohlhabenden Frau ausgeben und das Porträt später aus dem Gedächtnis zeichnen. Dabei kommen sich die jungen Damen jedoch deutlich näher, als es sich zu dieser Zeit gehört und es entbrennt eine aufregende, aber verbotene Liebesbeziehung zwischen den beiden.
„Porträt einer jungen Frau in Flammen“ wird nicht ohne Grund als DER beste Indie-Film des Jahres 2019 bezeichnet. Zum einen trifft das Drama die Zuschauer*innen mit voller Wucht, auch wenn die Inszenierung komplett unaufgeregt ist. Zum anderen besticht der Film vornehmlich durch das herausragende Schauspiel der beiden Darstellerinnen Noémie Merlant und Adèle Haenel, die in die Rollen der Künstlerin Marianne und ihrem Model Héloïse schlüpfen. Ihre Darbietung steckt voller Gefühl, Inbrunst und Authentizität, dass man als Zuschauer*in fast alles andere vergisst.
© Koch Films
Den Abschluss in unserer Liste zum Pride Month macht ein weiterer Hochkaräter, der neben etlichen anderen sogar den BAFTA-Award in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film absahnen konnte. Die Sprache ist von Park Chan-wooks „Die Taschendiebin“, einem weiteren Meisterwerk des gefeierten südkoreanischen Regisseurs.
Die Protagonistin Sook-hee ist eine junge Taschendiebin und Mitglied einer Gangsterbande. Zusammen mit dem Hochstapler Fujiwara schmiedet sie einen Komplott, der vorsieht sie als Dienstmädchen in das Haus der reichen japanischen Erbin Hideko zu schleusen. Dort soll sie sich mit ihr anfreunden und die Hochzeit mit Fujiwara in die Wege leiten. Doch die junge Taschendiebin und die wunderschöne Erbin verlieben sich ineinander. Ihre Liebe kollidiert jedoch mit Sook-hees Plan, an dem sie weiter festhält.
„Die Taschendiebin“ ist ein absolut ästhetisches Meisterwerk, das mit beeindruckenden Szenenbildern und Kostümen begeistert. Doch darüber hinaus erstrahlen noch die beiden Schauspielerinnen Kim Min-hee und Kim Tae-ri in ihren Verkörperungen der schönen reichen Erbin und der jungen gewieften Taschendiebin, deren Beziehung voller Begehren, Zuneigung und Innigkeit ist, was von den beiden Darstellerinnen mehr als authentisch herüber gebracht wird. Obwohl ihre Liebe unter keinem guten Stern steht, zieht es die beiden unweigerlich zueinander und so entwickeln sie bald ihren eigenen Komplott.
- Feel Good
- Ein besonderes Leben
- Love, Simon / Love, Victor
- Alex Strangelove
- Your Name Engraved Herein
- The Danish Girl
- Pride
- Call Me By Your Name
- Porträt einer jungen Frau in Flammen
- Die Taschendiebin
Feel Good
© NetflixDie britische Comedy-Serie rund um Stand-Up-Comedian Mae Martin zeigt ihr Alter Ego in einem ständigen Struggle zwischen Beziehungsdilemma und ihrer Drogenvergangenheit. Nach einem Auftritt in einem Club lernt Mae George kennen und zwischen den beiden beginnt es sofort zu knistern. Für George ist es allerdings die erste Beziehung zu einer Frau und so hadert sie damit sich öffentlich vor ihrer Familie zu outen. Dies stürzt Mae zurück in eine Phase der Unsicherheit und Zweifel, was sie bald erneut zu Drogen greifen lässt. In einem Auf und Ab zwischen komischen und dramatischen Momenten versuchen die beiden ihre Beziehung zu retten und Mae beginnt nicht nur langsam, sich George gegenüber zu öffnen, sondern sich ebenfalls ihrer traumatischen Vergangenheit zu stellen.
Stand-Up-Comedian Mae Martin hat für die Netflix-Serie „Feel Good“ nicht nur das Drehbuch beigesteuert, sondern übernimmt auch selbst die Hauptrolle ihres Serien-Ichs. In der zwei Staffeln umfassenden Serie erwarten uns nicht nur äußerst witzige Momente, die größtenteils Mae Martins verrückter Art zuzuschreiben sind, sondern auch jede Menge Gefühl. „Feel Good“ zeigt darüber hinaus ein Problem auf, das viele queere Menschen teilen, die Schwierigkeiten haben, zu ihrer Sexualität und sich selbst zu stehen aus Angst vor den Reaktionen aus ihrem persönlichen Umfeld.
Ein besonderes Leben
© NetflixDie Netflix-Serie „Ein besonderes Leben“ befasst sich zugleich mit zwei sehr wichtigen und oftmals vernachlässigten Themen der queeren Szene. Im Mittelpunkt steht mit dem Protagonisten Ryan ein junger Mann, der nicht nur seine ersten sexuellen Erfahrungen macht, sondern außerdem auch lernen muss mit seiner körperlichen Behinderung umzugehen beziehungsweise diese zu akzeptieren.
Ryan leidet nach einer frühen Hirnschädigung an einer zerebralen Bewegungsstörung, doch davon lässt er sich nicht aufhalten und strebt nach einem freien und unabhängigen Leben als schwuler Mann. Dazu gehören nicht nur erste sexuelle Erfahrungen, sondern auch die ersten Gefühle sowie die Loslösung von seiner überfürsorglichen Mutter. Mutig schreitet Ryan voran, auch wenn ihm seine Unsicherheit oftmals Steine in den Weg legen, ganz zu schweigen von seinen körperlichen Einschränkungen.
Basierend auf der Autobiographie des Drehbuchautors und gleichzeitig auch Hauptdarstellers Ryan O'Connell erwartet uns bei „Ein besonderes Leben“ eine gefühlvolle und sensible Dramedy-Serie mit einem mehr als sympathischen Protagonisten auf der Suche nach der großen Liebe.
Love, Simon / Love, Victor
© Disney„Love, Simon“ ist eine Coming-Of-Age-Geschichte wie sie im Buche steht, doch das sollte einen von dieser romantischen Teenie-Komödie nicht abschrecken. Der Film um den Protagonisten Simon Spier begeistert nicht nur mit Witz, sondern auch mit großen Gefühlen, wobei auch ein wenig Kitsch nicht fehlen darf.
Der Teenager Simon stammt aus einem stabilen Elternhaus, hat zwei enge Freunde, die ihn seit der Grundschule begleiten und auch ansonsten könnte es für Simon nicht besser laufen, würde er nicht eine riesige Last mit sich herumtragen. Simon ist schwul, doch davon soll niemand an der Schule etwas erfahren. Nachdem er jedoch auf der Seite der Schülerschaft von einem weiteren Jungen liest, der sich öffentlich outet wird seine Neugier geweckt und er tritt anonym mit diesem in Kontakt. Es kommt wie es kommen muss und Simon verliebt sich in den unbekannten Jungen. Doch wer steckt hinter dem Synonym Blue?
Wir kennen das Spiel, natürlich kriegt der eine hübsche Junge am Ende den anderen hübschen Jungen. Doch die Geschichte um Simon ist noch nicht vorbei. Inspiriert durch seinen Mut und sein Vorgehen will sich auch der junge Victor endlich zu seiner Homosexualität bekennen, die er erst noch ausloten muss. Dazu holt er sich den Rat von Simon, der ihn auf seinem schwierigen Weg unterstützt. Mit „Love, Victor“ hat der Erfolgsfilm um Simon Spier gleich noch eine Serien-Fortsetzung erhalten, die sich sehen lassen kann und nicht nur Teenie-Herzen bewegen wird.
Alex Strangelove
© Netflix„Alex Strangelove“ ist eine weitere Komödie, mit der Netflix in den Pride Month startet und dabei die Erfahrungen des Erwachsenwerdens und der damit verbundenen Erforschung der eigenen Sexualität im heutigen Zeitalter erkundet. Denn auch wenn die Gesellschaft bezüglich der LGBTQIA+-Szene deutlich aufgeklärter ist, erleichtert dies nicht unbedingt den Umgang mit der sexuellen Gesinnung.
In „Alex Strangelove“ versucht der Titelheld Alex Truelove verzweifelt, seine Jungfräulichkeit an seine Freundin Claire zu verlieren. Doch eines Tages trifft er auf einer Party den schwulen, gut aussehenden Elliot, der Alex total den Kopf verdreht und in ihm noch nie da gewesene Gefühle weckt. Doch damit ist er nicht allein, denn immer mehr seiner Mitschüler*innen identifizieren sich mit der LGBTQIA+-Community.
Die Komödie wirkt wie ein Disney-Film, der auf positive Weise aus der Reihe tanzt, indem die darin vorkommenden Jugendlichen nicht nur sprachlich gerne mal entgleisen, sondern auch ganz öffentlich und ungezwungen über ihre Sexualität diskutieren. Die Idee und Umsetzung kommt übrigens von Regisseur Craig Johnson, der die Geschichte von Alex entsprechend seiner eigenen Coming-Out-Erfahrung geschrieben und diese in das heutige, deutlich aufgeklärtere Zeitalter transportiert hat.
Your Name Engraved Herein
© NetflixMit dem romantischen Drama „Your Name Engraved Herein“ befinden wir uns einmal in einem ganz neuen Setting abseits des bekannten amerikanischen Teenie-Films über die erste Liebe. A-han und Birdy sind zwei junge Studenten einer katholischen Jungenschule im Taiwan der 1980er Jahre. Das Land befindet sich im Umbruch, doch Homosexualität ist weiterhin ein Tabu. Inmitten dieser chaotischen Zeit beginnt eine zarte Liebe zwischen den beiden Jungen, die jedoch von familiären Zwängen und einer ausgeprägten gesellschaftlichen Homophobie bedroht wird. Mit der Öffnung der Schule für Mädchen kommen zudem neue Herausforderungen auf die beiden Protagonisten zu, die zu neuen Liebschaften führen und die beiden weiter auseinander treiben. Doch trotz der anhaltenden Widerstände halten A-han und Birdy an ihrer innigen Verbindung fest.
„Your Name Engraved Herein“ ist ein gefühlvolles Drama voller Leidenschaft und Verzweiflung, das mit den beiden Hauptdarstellern Edward Chen und Tseng Jing-Hua zwei äußerst talentierte und einfühlsame Charaktere präsentiert und einen ganz neuen Weg im asiatischen Kino beschreitet. So ist der Film eine nette Abwechslung zu all dem Hollywood-Kitsch, der neben einer zarten Liebe auch die gesellschaftlichen Probleme und Herausforderungen in den Vordergrund stellt.
The Danish Girl
© Universal PicturesWährend sich viele Filme in unserer Pride-Month-Liste mit modernen Coming-out-Geschichten befassen, die teils auf persönlichen Erfahrungen der Regisseur*innen und Autor*innen beruhen, widmet sich „The King's Speech“-Regisseur Tom Hooper dem LGBTQIA+-Thema auf historische Weise - mit einem Biopic der erstaunlich mutigen Lili Elbe. In den 1920ern und 1930ern war Homosexualität eine Obszönität, die strafrechtlich verfolgt wurde, und auch der Begriff Transgender gehörte noch längst nicht zum Standard-Vokabular der Bevölkerung. In dieser engstirnigen Gesellschaft wuchs die Künstlerin Lili Elbe auf, eine Pionierin der queeren Szene, die eigentlich nur ihr persönliches Glück finden wollte. Denn Lili Elbe wurde als Einar Wegener geboren und entschied sich allen Widrigkeiten zum Trotz für eine Geschlechtsumwandlung.
Diese unglaubliche, zutiefst bewegende und zugleich ermutigende Geschichte fand 2015 mit Hoopers Film „The Danish Girl“ den Weg auf die großen Leinwände und tummelt sich nun anlässlich des Pride Months im Angebot des Streaming-Riesen Netflix. Der Film wurde bei der Oscar-Verleihung 2016 mit drei Nominierungen bedacht. So hätte Eddie Redmayne, der nicht nur die Rolle des Einar Wegener, sondern auch die der Lili Elbe übernahm, in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“ einen Oscar bekommen können. Deutlich mehr Glück hatte hingegen Alicia Vikander, die in „The Danish Girl“ die verständnis- und aufopferungsvolle Ehefrau der transsexuellen Malerin spielte. Sie konnte den Oscar als „Beste Nebendarstellerin“ einheimsen.
Pride
Ebenfalls passend zum Pride Month findet sich im Repertoire von Amazon Prime Video der äußerst amüsante Film „Pride“, der trotz seiner sozialkritischen Thematik nichts an Feel-Good-Vibes einbüßt.
„Pride“ spielt nämlich während einer Zeit, in der die konservative Politikerin Margaret Thatcher das Sagen hat. Vor allem die Bergarbeiter fallen dieser Regierung zum Opfer, weshalb viele Bergbau-Städte und deren Bewohner in den Streik gehen, um gegen die Schließung und Privatisierung der Zechen vorzugehen. Diesem Streik will sich auch eine andere Minderheit anschließen, die sich dadurch Besserung für ihre eigene Situation erhofft. Die Rede ist von den homosexuellen Mitgliedern der britischen Gesellschaft, genauer gesagt die vom Aktivisten Mark gegründete LGSM-Bewegung (Lesbians and Gay Support the Miners). Seine Idee trifft jedoch nicht gerade auf Gegenliebe, weder bei den Bergbauarbeitern noch bei den Menschen aus seiner Vereinigung. Doch Mark bleibt beharrlich.
„Pride“ ist ein Film von Matthew Warchus, der auf wahren Begebenheiten beruht und neben einem außergewöhnlichen Akt der Solidarität, der Vorurteile auf beiden Seiten auszumerzen beginnt, auch die Geschichte des jungen Fotografen Joe erzählt, der auf diese Weise sein Coming-out erlebt. Der Film besticht dabei nicht nur durch seine Leichtigkeit, die uns britische Regisseure immer wieder aufs Neue präsentieren, sondern auch durch den Cast, der neben den beiden Jungstars Ben Schnetzler und George MacKay auch Größen wie Bill Nighy, Andrew Scott und Imelda Staunton zeigt.
Call Me By Your Name
© Sony PicturesDas romantische Drama „Call Me By Your Name“ ist nicht nur einer unserer absoluten Favoriten in diesem Bereich, sondern darf auch in unserer Liste zum Pride Month definitiv nicht fehlen. In dem Film von Luca Guadagnino geht es nämlich um die abenteuerliche Liebe zwischen dem 17-jährigen Elio Perlman und einem Studenten.Es ist Sommer und das heißt, der amerikanische Archäologe Professor Perlman, empfängt in seiner toskanischen Villa wieder einen Doktoranden, der ihn für sechs Wochen bei seinen Arbeiten unterstützen soll. Dieses Mal fällt die Wahl auf den 24-jährigen Oliver, der sich nicht nur als äußerst tüchtig und eloquent erweist, sondern der vor allem in dem 17-jährigen Elios völlig neue Gefühle weckt. Schon bald verliert Elios das Interesse an der gleichaltrigen Marzia und stürzt sich Hals über Kopf in ein Abenteuer, bei dem er Oliver immer näher kommt.
„Call Me By Your Name“ ist ein außerordentliches Werk, das nicht ausschließlich durch seine Thematik fasziniert, sondern vor allem durch das authentische Zusammenspiel der beiden Schauspieler Timothée Chalamet und Armie Hammer, die hier in die Rollen der beiden sich näher kommenden jungen Männer Elio und Oliver schlüpfen. Der Jungstar Timothée Chalamet wurde für seine Darbietung sogar bei der Oscar-Verleihung 2018 mit einer Nominierung als bester Hauptdarsteller bedacht. Insgesamt gab es für „Call Me By Your Name“ vier Oscar-Nominierungen, von der sogar eine (die für das beste adaptierte Drehbuch) in dem Gewinn der goldenen Statue resultierte.
Porträt einer jungen Frau in Flammen
© Alamode FilmKommen wir nun zu einem der Filme in unserer Liste, in denen es um die enge emotionale Beziehung zwischen zwei Frauen geht. Auf Amazon Prime Video befindet sich derzeit das Drama „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ von Regisseurin Céline Sciamma.
Der Film spielt im Frankreich des 18. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte der jungen Künstlerin Marianne, die das Porträt einer jungen Dame namens Héloïse zeichnen soll. Dieses Bild ist jedoch für den Verlobten gedacht, mit dem Héloïse zwangsverheiratet werden soll. Dementsprechend hält sich ihre Freude über das künstlerische Projekt in Grenzen. Damit dies aber dennoch zustande kommt, muss sich Marianne als Begleitung der wohlhabenden Frau ausgeben und das Porträt später aus dem Gedächtnis zeichnen. Dabei kommen sich die jungen Damen jedoch deutlich näher, als es sich zu dieser Zeit gehört und es entbrennt eine aufregende, aber verbotene Liebesbeziehung zwischen den beiden.
„Porträt einer jungen Frau in Flammen“ wird nicht ohne Grund als DER beste Indie-Film des Jahres 2019 bezeichnet. Zum einen trifft das Drama die Zuschauer*innen mit voller Wucht, auch wenn die Inszenierung komplett unaufgeregt ist. Zum anderen besticht der Film vornehmlich durch das herausragende Schauspiel der beiden Darstellerinnen Noémie Merlant und Adèle Haenel, die in die Rollen der Künstlerin Marianne und ihrem Model Héloïse schlüpfen. Ihre Darbietung steckt voller Gefühl, Inbrunst und Authentizität, dass man als Zuschauer*in fast alles andere vergisst.
Die Taschendiebin
© Koch FilmsDen Abschluss in unserer Liste zum Pride Month macht ein weiterer Hochkaräter, der neben etlichen anderen sogar den BAFTA-Award in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film absahnen konnte. Die Sprache ist von Park Chan-wooks „Die Taschendiebin“, einem weiteren Meisterwerk des gefeierten südkoreanischen Regisseurs.
Die Protagonistin Sook-hee ist eine junge Taschendiebin und Mitglied einer Gangsterbande. Zusammen mit dem Hochstapler Fujiwara schmiedet sie einen Komplott, der vorsieht sie als Dienstmädchen in das Haus der reichen japanischen Erbin Hideko zu schleusen. Dort soll sie sich mit ihr anfreunden und die Hochzeit mit Fujiwara in die Wege leiten. Doch die junge Taschendiebin und die wunderschöne Erbin verlieben sich ineinander. Ihre Liebe kollidiert jedoch mit Sook-hees Plan, an dem sie weiter festhält.
„Die Taschendiebin“ ist ein absolut ästhetisches Meisterwerk, das mit beeindruckenden Szenenbildern und Kostümen begeistert. Doch darüber hinaus erstrahlen noch die beiden Schauspielerinnen Kim Min-hee und Kim Tae-ri in ihren Verkörperungen der schönen reichen Erbin und der jungen gewieften Taschendiebin, deren Beziehung voller Begehren, Zuneigung und Innigkeit ist, was von den beiden Darstellerinnen mehr als authentisch herüber gebracht wird. Obwohl ihre Liebe unter keinem guten Stern steht, zieht es die beiden unweigerlich zueinander und so entwickeln sie bald ihren eigenen Komplott.