Thriller


Wenn es um das Film-Genre Thriller geht, können wir uns meist darauf gefasst machen, dass es nicht nur unheimlich spannend wird, sondern auch, dass hier einige menschliche Abgründe zu Tage kommen. Im Mittelpunkt der Handlung steht zumeist ein schweres Verbrechen, wie Mord oder noch viel grauenhaftere Vergehen, die oftmals die menschliche Vorstellungskraft übersteigen.

Schon in den 40er und 50er Jahren sorgte der Film-Noir für eine ganz neue Art von Filmen, die durch ein düsteres Setting geprägt waren. So setzen Werke, wie „Die Spur des Falken“, „Tote schlafen fest“, „Frau ohne Gewissen“ oder „Der fremde im Zug“, auf spärliche Beleuchtungen, zynische Cops, die das Image des Saubermanns abgelegt haben, und auf Verbrechen, die aus Hass, Habgier oder einer labilen Psyche resultieren. Vorreiter in diesem Genre sind vor allem die Filme des Altmeisters Alfred Hitchcock, der mit seinen Meisterwerken den Film revolutioniert hat.

Doch auch in neuerer Zeit haben uns Filmschaffende mit ihren Thrillern nicht nur vor Spannung sprichwörtlich in die Lehne unserer Sofas beißen lassen, sondern auch unseren Verstand regelrecht weggeblasen. Die Ausmaße der Verbrechen kennen dabei zudem keine Grenzen, wie „Das Schweigen der Lämmer“ rund um den Kannibalen Hannibal Lecter oder David Finchers „Sieben“, über einen von den sieben Todsünden besessenen Serienmörder, beweisen.

Als Stilmittel ist auch der Film-Noir geblieben, der jedoch nun modernere und oftmals noch undurchschaubarere Ausmaße annimmt. Ausnahme-Regisseur David Lynch ist mit seinen Filmen „Mulholland Drive“ und „Lost Highway“ wohl das beste Beispiel, da er selbst am Ende seiner Filme keine komplette Lösung des Szenarios zulässt. Aber auch Thriller, wie die Romanverfilmung „Gone Girl“, „Sin City“ oder „Nocturnal Animals“, die zudem mit einer unglaublichen Ästhetik aufwarten, sind hier zu nennen.

Sogenannte Cop-Thriller, die uns aus Sicht der Ermittler*innen an den Fall heranführen, gehören zu den klassischen Darstellungsweisen, doch auch die Perspektiven von Opfern oder Tätern sind hier durchaus möglich.

Ein weiterer Klassiker ist der Psycho-Thriller, der dafür bekannt ist, unsere Nerven bis aufs Äußerste zu spannen und uns an der Angst und Verzweiflung der Protagonist*innen teilhaben zu lassen. Oftmals kann man selbst nicht mehr zwischen Wahn und Realität unterscheiden und bleibt am Ende mit verstörendem Aha-Erlebnis zurück. Beste Beispiele für das bedrückende Gefühl, das einen dabei erfasst, sind Martin Scorseses „Shutter Island“ und Darren Aronofskys „Black Swan“, in denen uns unser eigener Verstand in die Irre führt.

Doch es geht noch verwirrender, denn viele Thriller spielen nicht nur mit unserer Psyche, sondern irritieren uns zusätzlich durch eine achronologische Erzählweise, wie in „Memento“ oder „Der Maschinist“, in denen die Handlung von hinten aufgerollt wird. So kommen wir der Wahrheit erst Stück für Stück näher, was oftmals kaum Hinweise auf die Lösung des Falls zulässt. Filme dieser Art spielen oftmals auch mit unerwarteten Plot-Twists und vollkommen überraschenden Wendungen, die uns sprachlos zurücklassen.

Ein besonderes Motiv, das hier noch einmal hervorgehoben werden soll, ist das der Rache. Der Wunsch nach Rache und Vergeltung ist ein unglaublich stark verankerter Gedanke, der zumindest in filmischen Umsetzungen oft extreme Ausmaße annimmt. Zumeist überschneiden sich hier die Genres des Thrillers und des Actionfilms, da Rache selten ohne grobe Gewalt auskommt. Bekannte Beispiele sind hier Filme, wie die „Kill Bill“-Reihe von Quentin Tarantino, „The Revenant - Der Rückkehrer“ oder auch der bereits erwähnte „Memento“. Einen ganz speziellen Stellenwert hat das Motiv der Rache vor allem jedoch im asiatischen Kino. Hier gehört Park Chan-wooks „Oldboy“ wohl zu den bekanntesten Vertretern, in dem sich ein über fünfzehn Jahre eingesperrter Mann an seinen Entführern rächen will. Doch die Liste ließe sich hier noch endlos weiterführen mit Filmen, wie dem japanischen Klassiker von 1973 „Lady Snowblood“, der Tarantino erst zu „Kill Bill“ inspirierte.

Das Genre des Thrillers ist zwar oftmals nichts für sanfte Gemüter, doch kommen wir an diesem speziellen Filmgenre einfach nicht vorbei. Jedes Mal aufs Neue zieht es uns in den Bann und lässt uns oftmals verstört, verwirrt, angeekelt oder auch einfach überrascht zurück, wenn der Film wieder einmal mit neuen Wendungen und unerwarteten Lösungen aufwartet.

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